Die Standesvertretung der Ärzt:innen macht die Mehrheit ihrer Mitglieder sichtbar: die Kammer in Niederösterreich nennt offiziell auch Frauen im Namen. Andere Bundesländer ziehen nach.
Seit September 1900 dürfen Frauen in Österreich Medizin studieren. 124 Jahre lang waren sie dennoch im Namen ihrer Standesvertretung nicht präsent. Und das obwohl bereits die Mehrheit der Mitglieder Frauen sind. Tendenz steigend. Doch die Ärztekammer wird wohl nicht mehr lange Ärztekammer heißen. Niederösterreich ist das erste Bundesland, wo die Standesvertretung diese Woche offiziell zur „Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich“ wurde. 50,4 Prozent der Mitglieder sind dort weiblich, weshalb der Vorstand die Namensänderung in der Kommunikation und im Außenauftritt beschlossen habe.
Kurz darauf folgte Tirol, wo ebenfalls diese Woche ein Beschluss gefasst wurde – „es ist an der Zeit“, hieß es von der Tiroler Ärztekammer auf RELATUS-Anfrage. In Niederösterreich wurde der Antrag von den Ärztinnen Dagmar Fedra-Machacek, Krista Ainedter-Samide, Johanna Zechmeister und Eva-Maria Hochstöger, langjährige Leiterin des Referats für Genderangelegenheiten, eingebracht. Die Medizin sei weiblich, was „nach außen sichtbar sein“ solle, sagte Fedra-Machacek, Kurienobmann-Stellvertreterin der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Niederösterreich. Ainedter-Samide, Finanzreferentin in der Ärztinnen- und Ärztekammer, sprach von einem wichtigen Schritt, „um den Stellenwert der Ärztinnen und ihrer Tätigkeit auch im Außenauftritt darzustellen“.
„Wir folgen damit der Ärztinnen- und Ärztekammer für Vorarlberg, die diese Namensänderung im Außenauftritt bereits umgesetzt hat“, betonte Zechmeister, Turnusärztevertreterin und Kurienobmann-Stellvertreterin der angestellten Ärztinnen und Ärzte. Auch in Vorarlberg soll es in der nächsten Woche einen offiziellen Beschluss geben. Ähnlich die Situation in anderen Bundesländern, wie RELATUS von Kammervertreterinnen hört. Der Druck aus den Bundesländern auf die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) wächst, zur Änderung der Statuten braucht es einen Beschluss aus allen Ländern. Aus Niederösterreich, Vorarlberg, Tirol und Kärnten heißt es, dass eine entsprechende Namensänderung nun auch in der ÖÄK thematisiert werden soll, um Ärztinnen endlich sprachlich zu inkludieren. (kagr/red)