Können Videotelefonate bei einem Notfall ein besseres Bild der Situation verschaffen? Eine neue Studie aus Wien untersucht diese Methode.
Mitarbeitende von Rettungsleitstellen sollen sich in Notfallsituationen künftig durch Video-Telefonate ein besseres Bild der Situation verschaffen und so Ersthelfer:innen besser unterstützen können. Menschen soll so außerdem die Scheu genommen werden, in einem Notfall zu helfen. In einer Simulationsstudie, die aktuell in einem Wiener Einkaufszentrum durchgeführt wird, werden derzeit Vorteile und Herausforderungen der neuen Methode erforscht. Im Moment zeigen nur vereinzelte Studien, dass es mit der Möglichkeit eines Video-Notrufs deutliche Qualitätssteigerungen bei angeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen gibt. Allerdings sind einige Faktoren noch unerforscht, wie etwa die Auswirkung von Echtzeit-Video-Notrufen auf die Dauer des Telefonats, die korrekte Beschreibung des medizinischen Notfalls, aber auch die Akzeptanz der Technologie sowohl bei den Ersthelfer:innen als auch bei den Mitarbeitenden der Leitstellen. Diese noch offenen Fragen sollen nun in der Simulationsstudie geklärt werden.
Für die Studie wird innerhalb von fünf Tagen untersucht, wie 20 Leitstellenmitarbeitende mit je zwei simulierten Video- und Audio-Notrufen umgehen, die von 80 freiwilligen Studienteilnehmer:innen getätigt werden. Für die Video-Notrufe wird eine webbasierte Anwendung zur Verfügung gestellt. „Für uns ist wesentlich, was die Ersthelfer:innen im Rahmen des Gesprächs mit der Leitstelle sagen – zusätzliche Informationen sind für uns essenziell und können im wahrsten Sinne des Wortes Leben retten”, erklärte Mario Krammel, Chefarzt der Berufsrettung Wien. Besonders bei Wiederbelebungen könnte die neue Methode helfen, da bei einem Herzstillstand die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um zehn Prozent sinkt und nach rund drei Minuten im Gehirn bereits erste nicht wiedergutzumachende Schäden auftreten. Die Simulationsstudie entstand aus einer Kooperation der Berufsrettung Wien, des Vereins Puls, des Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety und der Medizinische Universität Wien und wird noch im Oktober im Einkaufszentrum Q19 in Wien-Döbling durchgeführt. Die Ergebnisse sollen nach wissenschaftlicher Auswertung in den kommenden Monaten in einem Fachjournal publiziert werden. (red/APA)