Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und der Industrieverband Pharmig warnen vor zunehmenden Antibiotikaresistenzen und Schwierigkeiten in der Herstellung neuer Mittel.
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat die EU-Mitgliedstaaten zu verstärkten Anstrengungen gegen den übermäßigen Gebrauch von Antibiotika und die Zunahme von Resistenzen gegen diese Arzneimittel aufgerufen. Es brauche eine „vereinte, rasche Reaktion“ auf das Problem. Grund für die Warnung ist unter anderem eine weitere Zunahme des Antibiotika-Gebrauchs in der EU um ein Prozent im Zeitraum zwischen 2019 und 2023. Damit entferne sich die Staatengemeinschaft weiter vom vereinbarten Ziel, den Konsum von Antibiotika um 20 Prozent zu senken. Darüber hinaus stelle die Zunahme antimikrobieller Resistenzen eine „wachsende Bedrohung für Patient:innen in Krankenhäusern in der gesamten EU dar“ – insbesondere, da „nur sehr wenige alternative Therapiemöglichkeiten“ zur Verfügung stünden. Das ECDC hat die Zunahme solcher Resistenzen als Gefahr für die öffentliche Gesundheit eingestuft.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie rechnet vor, dass bis 2050 weltweit 39 Millionen Todesfälle auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen sein könnten. Auch die österreichische Industrievertretung Pharmig warnt in diesem Zusammenhang. Damit neue antimikrobielle Wirkstoffe hergestellt werden können, brauche es neue Anreizmodelle. Denn: Einerseits sei die Entwicklung von neuen Antibiotika enorm schwierig und teuer. Andererseits dürften sie nach ihrer Zulassung nur sparsam eingesetzt werden. „Unternehmen, die sich hier engagieren, benötigen deshalb Schützenhilfe. Konkret geht es um ein intelligentes System von Anreizen, das Erfolge in den verschiedenen Entwicklungsstadien von der Grundlagenforschung über die teure Phase der klinischen Entwicklung bis hin zur Zulassung und Markteinführung honoriert“, forderte Alexander Herzog, Generalsekretär anlässlich der World Antimicrobial Resistance Awareness Week (WAAW).
Herzog kritisiert hier das Vorhaben der EU, welche im Rahmen der EU-Pharma-Gesetzgebung vorschlägt, einen übertragbaren „Transferable Exclusivity Voucher“ (TEV) zu etablieren: Bringt ein Unternehmen ein neues Antibiotikum auf den Markt, so hätte es mit diesem Gutschein die Möglichkeit, ein anderes, bestehendes Medikament aus seinem Portfolio länger vor einer Nachahmung zu schützen, indem dessen Patentschutz ausgedehnt wird. Aus Sicht der Industrie ist der Gutschein aber zu restriktiv und wenig zielführend. Er würde laut Herzog die Forschungspipeline nicht wie gewünscht befeuern. (kagr/APA)