Gewalt gegen Gesundheitsberufe: weitere Warnungen

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Die zunehmende Aggression und Gewalt im Gesundheitswesen wird nun auch aus dem Spitalsbereich bestätigt. Parallel gibt es nach mehr als zwei Jahren einen Prozess gegen Täter in einem prominenten Fall.

Der Fall der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die nach massiven Drohungen im Sommer 2022 Suizid begangen hat, kommt ab 5. März 2025 in Wels vor Gericht. Ein 61-jähriger Deutscher muss sich wegen gefährlicher Drohung verantworten. Für den Prozess wurden vier Verhandlungstage anberaumt, teilte das Landesgericht Donnerstagabend mit. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, die Ärztin im Zeitraum von Februar bis Juli 2022 in vier E-Mails sowie in drei Twitter-Nachrichten bedroht zu haben. So soll er angekündigt haben, sie vor ein noch einzurichtendes „Volkstribunal“ zu stellen und sie „auf die Anklagebank und dann sicher ins Gefängnis“ zu bringen. Im Falle einer Verurteilung drohen dem in Deutschland bereits einschlägig vorgemerkten Mann ein bis zehn Jahre Gefängnis.

Parallel bestätigt der Wiener Gesundheitsverbund als größter Spitalsträger Österreichs die Ergebnisse einer diese Woche veröffentlichten Umfrage der Wiener Ärztekammer durchgeführt unter Ärzt:innen in Ordinationen und Spitälern – RELATUS berichtete. Die Zahlen, die der Gesundheitsverbund schon seit fast zwei Jahrzehnten unternehmensweit selbst regelmäßig erhebe, würden das Bild der Zunahme von Gewalt und Aggression bestätigen. Kliniken seien Orte, in denen Menschen sich oft in Ausnahmesituationen befinden. Das gilt im Allgemeinen sowie im Besonderen für Zentrale Notaufnahmen, Akutgeriatrien oder für die Psychiatrie. Der WIGEV verfüge über sehr genaue Daten zum Thema Aggression und Gewalt, die seit vielen Jahren regelmäßig erhoben werden. Erst 2019 und 2022 wurden zwei großangelegte Datenerhebungen unter allen 30.000 Mitarbeiter:innen durchgeführt. Fazit: „In einem 12-Monatszeitraum erlebten die Hälfte der Mitarbeiter:innen verbale Aggression, jede:r vierte Mitarbeiter:in körperliche Übergriffe wie Spucken, Schubsen oder Schlagen.“

Der Wiener Gesundheitsverbund nutze diese Daten, um Hotspots frühzeitig zu erkennen und mit entsprechenden Maßnahmen wie architektonischen Veränderungen, technischer Ausstattung, Schulungen, Kooperationen mit der „Grätzlpolizei“ oder der Unterstützung durch stärkeren Einsatz von Sicherheitspersonal gegenzusteuern. Effektive Gewaltprävention setze eine strategisch angelegte Verankerung des Themas in der Organisationsstruktur voraus. Unternehmensübergreifend identifiziert das zentrale Sicherheitsboard für Gewaltprävention und Aggressionsmanagement Themen rund um die Phänomene Aggression, Gewalt und Sicherheit. Um bestehendes Aggressionspotential immer besser erkennen zu können, werden konkrete Situationen und deren mögliche Vorboten im Nachgang analysiert. (red)

SERVICE Hilfsangebote:

www.suizid-praevention.gv.at

www.secondvictim.at