Abnehmspritze begünstigt Schwangerschaften

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Moderne Abnehmmittel unterstützen nicht nur beim Abnehmen und Diabetesmanagement, sondern verbessern in Folge wohl auch die Fruchtbarkeit. 

Neuartige Medikamente zur Gewichtsreduktion machen wegen guter Resultate im Bereich Diabetes- und Gewichtsmanagement seit Monaten Schlagzeilen. Die durch die Einnahme erfolgreiche und vor allem relativ schnelle Gewichtsabnahme hat laut deutschen Mediziner:innen aber auch noch einen anderen Effekt: Mittel wie die Abnehmspritze können so die Fruchtbarkeit verbessern und Schwangerschaften begünstigen. Im englischsprachigen Raum ist das Phänomen als “Ozempic Babys” bekannt. „Viele stark übergewichtige Frauen unterschätzen die Auswirkungen der Therapie mit GLP-1 Analoga auf ihren Zyklus: Bereits eine Gewichtsreduktion von fünf bis zehn Prozent kann den Eisprung normalisieren“, erklärte Ute Schäfer-Graf, Oberärztin am Berliner Diabeteszentrum für Schwangere des St. Joseph Krankenhauses, von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). 

Für Frauen ohne Kinderwunsch, die diese Fertigspritzen nutzen, ist deswegen eine sichere Verhütung wichtig. Allerdings könnten die Spritzen auch die Wirkung der Pille beeinträchtigen, etwa durch Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall oder weil der Magen sich langsamer entleere. Darauf weist auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hin. Der DDG-Stellungnahme zufolge hat nicht nur die Gewichtsabnahme eine Wirkung auf die Fruchtbarkeit, sondern auch die Verbesserung der Insulinempfindlichkeit und die Stabilisierung des Hormonhaushalts. Die Medikamente könnten auch Frauen mit Diabetes und einem sogenannten polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), einer Hormonstörung, helfen. „GLP-1 Analoga bieten eine vielversprechende Option für diese Patientinnen, die oft unter einem unerfüllten Kinderwunsch leiden“, meinte Schäfer-Graf. 

Während der Schwangerschaft und Stillzeit soll das Präparat nicht verwendet werden, schreibt die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Wer ein Kind bekommen wolle, sollte die Medikamente mit einem Vorlauf von mindestens zwei Monaten absetzen. In Tierstudien gab es Auswirkungen auf die Entwicklung des Embryos. Damit Schwangere ohne die Spritzen nicht zu viel zunehmen, sollten sie umfassend beraten werden, um Komplikationen zu vermeiden, meinte Schäfer-Graf. „Diese Medikamente haben großes Potenzial, doch ihre Anwendung erfordert eine enge ärztliche Begleitung und individuelle Beratung, um Chancen gezielt zu nutzen und Risiken zu minimieren“. (red/APA)