Sexuelle Gesundheit als Sorgenkind

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Der Gendergesundheitsbericht 2024 wurde vom Gesundheitsministerium präsentiert. Die Ergebnisse zeigen in mehreren Bereichen großen Handlungsbedarf auf. 

In Österreich gibt es Verbesserungsbedarf, wenn es um sexuelle Gesundheit und sexuelle Bildung geht. Das zeigt der vom Gesundheitsministerium nun veröffentlichte und der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erstellte Gendergesundheitsbericht 2024 auf. Demnach würden 72 Prozent der Jugendlichen gern mehr über sexuelle und reproduktive Gesundheit lernen. Burschen sind zum Beispiel Themen wie Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen (STI) wichtig. Bei Mädchen kommt das Thema Zyklus mit höchster Wichtigkeit hinzu. Der Bericht verdeutlicht darüber hinaus das Fehlen repräsentativer Daten zur sexuellen Bildung in Österreich. Die wenigen Studien, die vorliegen, konzentrieren sich meist auf Jugendliche und sind häufig veraltet oder beschränken sich auf heteronormative Perspektiven. 

Der Bericht zeigt auch, dass beeinträchtigte Menschen, ältere Menschen, Menschen mit Pflegebedürftigkeit und Sexarbeiter:innen oft erschwerten Zugang zu Informationen und medizinischen Angeboten haben. „Pflegeeinrichtungen und Betreuungspersonal müssen sensibilisiert, Fachkräfte besser geschult und Strukturen im Gesundheitssystem reformiert werden. Das Angebot an Sexualbegleitung und -assistenz muss ausgeweitet werden, um Lust, Begehren und selbstbestimmte Sexualität unabhängig von Alter oder Beeinträchtigung zu gewährleisten“, forderte in diesem Zusammenhang Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner (Grüne). 

Bislang gibt es in Österreich kein abgestimmtes Bild, wie sexuelle und reproduktive Gesundheit in der Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsversorgung abgedeckt wird. Hier kommt hinzu, dass die Zugänge zu Informationen und Beratung innerhalb Österreichs unterschiedlich und abhängig vom Bundesland sind. Insbesondere für Mädchen und Frauen gibt es Barrieren durch zum Teil privat zu tragende hohe Kosten und mangelnde Versorgungsstrukturen, vor allem in den Bereichen Verhütung und Schwangerschaft(-sabbruch). Nach wie vor sind Rahmenbedingungen stark auf den Bereich der Reproduktion ausgerichtet, während es Lücken in Hinblick auf die sexuelle Gesundheit in ihren vielfachen Dimensionen und Auswirkungen speziell für Mädchen, Frauen und genderdiverse Personen gibt. „Es ist an der Zeit, die sexuelle und reproduktive Gesundheit aus einer vielschichtigen und gendersensiblen Perspektive zu betrachten, um die Bedürfnisse aller zu erkennen und die Chancengleichheit im Gesundheitswesen zu fördern. Wir haben in einem ersten Schritt ein umfangreiches E-Learning Tool entwickelt, um für Gesundheitspersonal im sensiblen Umgang mit genderdiversen Personen zu schulen“, sagte dazu Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). (red/APA)