Kammer beklagt „Stillstand“ bei Honorarverhandlungen

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Die Wiener Standesvertretung kritisiert das (fehlende) Vorgehen der Gesundheitskasse bei den Honorarverhandlungen für 2025. Die Kasse berichtet indes von laufenden Gesprächen. 

Der Stand der Honorarverhandlungen mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sorgt bei der Standesvertretung für Unmut und Kritik. Laut der Kammer der Ärztinnen und Ärzte in Wien ist es „aufgrund des Budgetdefizits der Kasse zum Stillstand gekommen“.  In Wien sei es bisher gar nicht zu einem Angebot seitens der ÖGK gekommen und bereits erteilte Zusagen an andere Bundesländer in Bezug auf Tariferhöhungen und Honorarabschlüsse wären sogar zurückgenommen worden: „Wir wissen aktuell nicht, wie es 2025 weitergehen soll“, sagt dazu Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien sowie Obfrau der Kurie des niedergelassenen Bereichs, laut einer Aussendung. „Ohne einen Abschluss wird das Kassensystem weiter ausgehungert und werden Ärztinnen und Ärzte sich von diesem abwenden.“ „Massive finanzielle Aufwendungen“ etwa für die Ordinationsmieten und Personal würden den Druck auf Ärzt:innen im Kassensystem zusätzlich erhöhen. Der schwierige Gründungsprozess in Kombination mit teuren oder wenig passenden Immobilien hätte dazu geführt, dass 143 bereits vergebene Kassenstellen in Wien noch nicht aktiv in der Versorgung sind. 

Auf RELATUS-Anfrage heißt es von der ÖGK dazu, dass in Wien aktuell die Honorierung der Laborfachärzt:innen verhandelt wird. Das Ergebnis dieser Verhandlungen sei „ein ganz wesentlicher Faktor für einen Honorarabschluss mit der Ärztekammer Wien und muss daher abgewartet werden“. Außerdem gäbe es Gespräche über Abrechnungsmodalitäten, die bei einem Honorarabschluss berücksichtigt werden müssten. All dies werde aktuell mit der Wiener Standesvertretung diskutiert und analysiert. Und: Es gab und gibt noch in keinem Bundesland einen in den Gremien der ÖGK beschlossenen Honorarabschluss. Ein solcher wurde daher auch nirgends zurückgenommen, meint die ÖGK. 

Die Kammer wandte sich in ihrer Aussendung nicht nur an die ÖGK, sondern auch an eine zukünftige Regierung und forderte von dieser „flexible Arbeitsmodelle, die den Einstieg in den Kassenbereich erleichtern“ sowie das Ermöglichen von interdisziplinären Einzelpraxen, wie dies bereits bei Primärversorgungseinheiten der Fall ist. „Um Kassenstellen rasch versorgungswirksam zu machen, braucht es Unterstützung bei der Immobiliensuche und eine rasche Lösung der Problematik der ‚unechten Umsatzsteuerbefreiung‘, die Ärztinnen und Ärzte aktuell zu unattraktiven Mieter:innen macht“, wird Kamaleyan-Schmied zitiert. Sie appelliert an die Verantwortlichen aus Bund und Land, hier „rasch einzuschreiten, um die Gesundheit der Bevölkerung nicht zu gefährden“. (kagr)