In den Bundesländern wächst die Sorge vor Kürzungen im Gesundheitsbereich. Die Kammern der Ärzte und Ärztinnen versuchen nun mit Ideen gegenzusteuern.
Es rumort in den Bundesländern und der Ärzteschaft. Im Osten Österreichs könnte dadurch auch etwas Neues entstehen in Form einer größeren Gesundheitsregion. In der aktuellen Diskussion um die Finanzierung von Gastpatient:innen in Wiener Spitälern fordert der Präsident der Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich, Harald Schlögel, einen runden Tisch mit Vertreter:innen der drei Bundesländer Wien, Niederösterreich, Burgenland. „Es kann nicht sein, dass Operationen an Streitigkeiten zwischen der Landespolitik scheitern. Übrig bleiben verunsicherte Menschen, die immer länger auf Behandlungen warten müssen“, fordert Schlögel Lösungen zur Klärung der Situation. Derzeit müssten etwa Rettungen mit Patient:innen aus Niederösterreich um Wien herum fahren, weil sie keine Wiener Spitäler anfahren dürfen.
Auch Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien, begrüßt eine bundesländerübergreifende Kooperation: „Als Standesvertretung sind wir offen, um Verbesserungen im Gesundheitsbereich zu erreichen und bereit, unsere Expertise zur Verfügung zu stellen. Für uns Ärztinnen und Ärzte steht die bestmögliche medizinische Versorgung der Bevölkerung im Mittelpunkt. Die Politik muss finanzielle und organisatorische Rahmenbedingungen schaffen, die diese in ganz Österreich garantieren.“
In der Steiermark fordert die Ärztekammer indes 200 neue Kassenstellen. Eine von Primarius Erich Schaflinger angestoßene Resolution „Gesunde Steiermark/Gesundes Österreich“ sei „ein wichtiges Anliegen, das jedem vernünftigen Menschen am Herzen liegen muss“, sagt Ärztekammer-Steiermark-Präsident Michael Sacherer. Ein Sparprogramm im Gesundheitsbereich würde die Menschen krank machen, warnte Sacherer. „Von der Stärkung der Versorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte wird zwar viel gesprochen, die Politik und die Pflichtkrankenkassen müssen aber endlich ins Handeln kommen“, monierte Dietmar Bayer, Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark. In Richtung Regierungsverhandlungen auf Bundesebene mahnt Bayer ein, dass der Schwerpunkt nicht nur auf Wirtschaft liegen darf, sondern die Anliegen der Bevölkerung ebenso Gehör finden müssen und das Thema Gesundheit die größte Baustelle der Republik darstellt. Ohne gesunde Menschen gibt es keine gesunde Wirtschaft.
Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner mahnt von der wahrscheinlichen blau-schwarzen Bundesregierung die Wiedereinführung einer Ambulanzgebühr zur besseren Patientensteuerung als Teil einer dringend notwendigen Gesundheitsreform ein. „Wer außerhalb einer Ambulanzzeit oder ohne entsprechende Vorgaben seine e-Card im Spital steckt, der soll dann einfach einen Zahlschein bekommen“, sagte Kastner im APA-Interview. „Überlegen“ müsse man sich dabei eine soziale Staffelung. Die Zahlungsaufforderung könne der Betroffene ja dann bei der ÖGK bzw. seiner Versicherung beeinspruchen. Diese würde dann nach Prüfung der Unterlagen entscheiden, ob es gerechtfertigt war oder nicht, dass derjenige das Krankenhaus aufsuchte. Eine Ausnahme von der Ambulanzgebühr wäre natürlich eine vorhandene Überweisung ins Spital. Auch er fordert generell mehr Mittel. In den niedergelassenen Bereich müssten laut Kastner „mindestens ein bis zwei Milliarden Euro hinverschoben“ werden, um die gewünschte Effizienz zu erreichen. (rüm/APA)