In Tirol gibt es Kritik an der ÖGK wegen Pilotprojekten für ein Darmkrebs-Screeningprogramm, das auch in Wien und Teilen der Steiermark vorgesehen ist.
Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner kritisiert, dass Gespräche hinsichtlich der Finanzierung eine Pilotprojektes „eingeschlafen“ seien. Dies deshalb, weil sich die ÖGK ob ihrer finanziellen Situation „in Schockstarre“ befinde, sagte Kastner und forderte Druck auf die Kasse seitens der Politik. Im Oktober habe es ein Gespräch der Tiroler Ärztekammer mit den Kassen-Verantwortlichen gegeben. Seitdem habe sich nichts getan und warte man auf Rückmeldung beziehungsweise weitere Termine: „Das scheint derzeit auf Eis zu liegen.“ Wie auch in anderen Gesundheitsfeldern laute das Motto der ÖGK offenbar: „Wir haben derzeit für nix Geld. Es geht nix.“ Darum sei die neue Bundesregierung gefordert, „Druck zu machen“ oder eben der ÖGK die entsprechenden Mittel zur Verfügung zu stellen.
Es gelte schnell zu handeln, schließlich wolle man das Darmkrebs-Screeningprogramm noch heuer auf die Beine stellen, betonte Kastner bei einer Pressekonferenz in Innsbruck anlässlich des diesjährigen Darmkrebsmonats im März. Die momentanen Probleme mit der ÖGK hinsichtlich des Projektes würde es nicht nur in Tirol geben, sondern auch in Wien und der Steiermark, erklärte Tirols Ärztechef.
Das Pilotprojekt, für das im Dezember 2024 ein Grundsatzbeschluss durch die Bundeszielsteuerungskommission gefasst worden war, soll ein konkretes Einladungssystem für eine Vorsorgeuntersuchung enthalten, an dem es bis dato mangle. Personen zwischen dem 45. und 75. Lebensjahr sollen dabei die Wahl zwischen einem immunologischen Stuhlbluttest und der Vorsorgedarmspiegelung bzw. Koloskopie haben. Ersterer soll alle zwei Jahre, zweitere alle zehn Jahre durchgeführt werden. Wobei die Darmspiegelung nach wie vor die optimale Vorsorgeuntersuchung bleibe, der „Goldstandard“, wie Hermann Draxl, Fachgruppenobmann Chirurgie und Referent für gastrointestinale Endoskopie in der Tiroler Ärztekammer, ausführte. Bei dem Stuhlbluttest handle es sich um eine „Früherkennung, aber nicht um eine Vorsorge“, ergänzte seine Stellvertreterin Katrin Bermoser. So sollte auch im Falle eines positiven Stuhltests eine anschließende Koloskopie innerhalb von acht Wochen erfolgen. Den Anteil an untersuchten Personen zu erhöhen, sei jedenfalls ein Gebot der Stunde, hieß es unisono. (red/APA)