Neueste Studiendaten zeigen, dass sogenannte „Abnehmspritzen“ nicht nur in den Indikationen Diabetes und Adipositas große Erfolge versprechen.
Anlässlich des Weltdiabetestages am 14. November betonte die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) im Rahmen einer Pressekonferenz, die Wichtigkeit einer frühen Diagnose und einer passenden Therapie. Laut Statistik Austria würden jährlich über 3.000 Menschen in Österreich an Diabetes sterben. Die ÖDG vermutet allerdings eine hohe Dunkelziffer, da laut eigener Einschätzung ein Drittel bis die Hälfte aller Todesfälle, die durch kardiovaskuläre Erkrankungen ausgelöst werden, auf eine Diabetes-Erkrankung zurückzuführen sind.
Martin Clodi, Präsident der ÖDG, betont die hohe Relevanz von regelmäßigen Screenings, um eine frühe Diagnose zu ermöglichen. „Ab dem 35. Lebensjahr empfiehlt die ÖDG allen Menschen ihr Diabetes-Risiko anhand eines HbA1c-Werts oder eines oralen Glukosetoleranztests bestimmen zu lassen“, erklärt Clodi. Hier würden bereits Verhandlungen mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) laufen, um die Bestimmung des HbA1c-Wertes in die einmal pro Jahr kostenlose Gesundenuntersuchung aufzunehmen. Grundsätzlich sollten die Krankenkassen die Bestimmung des HbA1c-Werts durch eine Überweisung von Ärzt:innen bereits übernehmen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Diabetes-Erkrankung – beispielsweise aufgrund von einer positiven Familienanamnese oder Übergewicht – gegeben ist.
Gute Neuigkeiten gäbe es in Bezug auf neue Therapieoptionen. „Die Substanzklassen der SGLT2-Hemmer und GLP1-Analoga haben im Management von Typ-2-Diabetes eine bessere Performance in den Outcome-Studien als bisherige Medikamente und sind in den Leitlinien nun ganz vorne positioniert“, sagt Clodi. Neueste Studiendaten zur sogenannten „Abnehmspritze“, welche auf dem Wirkstoff Semaglutid basiert, würde dies „eindrucksvoll belegen“ und zeigen, dass das Präparat auch das Fortschreiten der Nierenfunktionsstörung sowie das Risiko der nierenbedingten und kardiovaskulären Mortalität bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung reduziert. Die Daten kommen von einer FLOW-Studie der Firma Novo Nordisk, Herstellerin der „Abnehmspritze“.
Die randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Studie mit über 3.500 Teilnehmenden wurde kürzlich auf Empfehlung des unabhängigen Datenüberwachungsausschusses (Data Monitoring Committee, DMC) abgebrochen, da dieser zu dem Schluss kam, dass die Ergebnisse einer Zwischenanalyse bestimmte vorab festgelegte Kriterien für einen vorzeitigen Abbruch der Studie aufgrund der Wirksamkeit bereits erfüllen. Die „Abnehmspritze“ der Firma Novo Nordisk war in den vergangenen Tagen wegen zahlreicher, teils gefährlicher, Fälschungen in den Nachrichten. Derzeit würden laut ÖDG an die 40.000 bis 45.000 Österreicher:innen damit behandelt werden. Aufgrund von Lieferengpässen rechne man damit, dass sich die Zahl Ende des Jahres bei rund 35.000 Patient:innen befinden wird. Der Präsident der ÖDG denkt aber, dass es spätestens in einem Jahr wieder ohne Einschränkungen lieferbar sein – und in Zukunft in einem breiten Feld an Indikationen angewandt – wird. (kagr)