ADHS: Hälfte von TikTok-Videos enthält falsche Infos

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Populäre TikTok-Videos zu ADHS verbreiten häufig Fehlinformationen. Eine aktuelle Studie zeigt die problematischen Auswirkungen auf. 

Eine neue Studie zu TikTok-Videos über die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zeigt, dass viele der populärsten Clips fehlerhafte oder irreführende Informationen enthalten. Etwa die Hälfte der knapp 100 meistgesehenen Videos zu ADHS verbreitet falsche Angaben, wodurch vor allem Jugendliche mit selbstdiagnostizierter ADHS ein verzerrtes Bild der Erkrankung entwickeln. Besonders bedenklich ist laut den Studienautor:innen von der University of British Columbia in Vancouver, dass viele Videos keine verlässlichen Therapiehinweise geben, sondern persönliche Anekdoten und vermeintlich hilfereiche Produkte wie Fidget-Spinner anbieten.  

Die analysierten TikTok-Videos thematisieren häufig Symptome wie Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität, die jedoch oft nicht ADHS-spezifisch sind. Fast die Hälfte der gezeigten Symptome wurden von Fachleuten als normale menschliche Erfahrungen oder Merkmale anderer Störungen eingestuft. Viele User:innen überschätzen die Prävalenz von ADHS allerdings weit und fühlen sich so in ihrer Selbstdiagnose bestätigt – ohne auf fundierte wissenschaftliche Informationen zuzugreifen. 

Expert:innen wie Kathrin Karsay von der Universität Wien kritisieren, dass TikTok und ähnliche Plattformen keine geeigneten Quellen für die adäquate Vermittlung von Gesundheitsinformationen bieten. Die Darstellung von ADHS als „süße Störung“ fördert ein verharmlosendes Bild, das die tatsächliche Komplexität der Erkrankung ignoriert. Es wird daher empfohlen, mehr qualifizierte Fachleute in diesen digitalen Raum zu integrieren, um den Informationsbedarf junger Menschen besser zu decken und Fehlinformationen zu reduzieren. 

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