Die Österreichische Adipositas Gesellschaft veröffentlichte erstmals ein Konsensuspapier zur Diagnose und Behandlung von Adipositas.
Adipositas ist eine weitverbreitete und komplexe chronische Erkrankung, die aufgrund ihrer hohen Prävalenz, sowie ihrer zahlreichen Begleit- und Folgeerkrankungen in den Fokus der medizinischen Aufmerksamkeit gerückt ist. Laut Daten aus der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2019 (sie wird alle sechs Jahre durchgeführt) ist die Anzahl der übergewichtigen Personen von 2014 bis 2019 um 34,5 Prozent und die der adipösen Personen um 16,6 Prozent gestiegen. Derzeit leben in Österreich laut der Österreichischen Adipositas Gesellschaft (ÖAG) insgesamt 15 Prozent mit Adipositas.
Aufgrund der kontinuierlich steigenden Zahlen von Betroffenen und mittlerweile verbesserten Therapieoptionen, hat die ÖAG nun ein Konsensuspapier mit neuen Leitlinien zur Diagnose und Behandlung von Menschen mit Adipositas veröffentlicht. Das Dokument wurde von führenden Expert:innen, die in Österreich tätig sind, verfasst und legt einen klaren Schwerpunkt auf die Therapie von Adipositas als chronische Erkrankung bei Erwachsenen. „Dieses Konsensuspapier dient als Leitfaden für Ärzt:innen, die Menschen mit Adipositas behandeln. Es spiegelt den aktuellen Wissensstand und die Einigkeit der Expert:innen wider und trägt dazu bei, die Versorgung von Menschen mit Adipositas zu verbessern“, heißt es in einer Aussendung der ÖAG.
Ein bedeutender Schritt in diesem Konsensuspapier ist die klare Betonung des Stellenwerts der medikamentösen Therapie: Die Expert:innen sind sich einig, dass Medikamente eine wertvolle und oft notwendige Ergänzung zu anderen Therapieansätzen darstellen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise an die Behandlung von Adipositas. Für Ärzt:innen die Menschen mit Adipositas behandeln wird ein Behandlungspfad empfohlen. Die Sprachsensibilität im Umgang mit Betroffenen wird abermals betont.
Im Konsensuspapier wird zudem eine Klärung der Indikationsstellung für bariatrische Operationen thematisiert. Viele internationale Fachgesellschaften empfehlen bereits eine chirurgische Therapie ab BMI > 35 kg/m² statt 40 kg/m² wie es bisher üblich war. Die Expert:innen haben diese Schwelle auch für Patient:innen, die in Österreich leben nun eingeführt, um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Insbesondere Kohorten wie Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Fettleber würden von einer bariatrischen Operation deutlich profitieren. Zudem werden wichtige Aspekte der lebenslangen Nachsorge nach bariatrischen Operationen thematisiert, inklusive die Prävention und das Management der postinterventionellen Gewichtszunahme.
Die Österreichische Adipositas Gesellschaft ermutigt medizinische Fachkräfte, sich mit dem Konsensuspapier vertraut zu machen, um die bestmögliche Behandlung für Menschen mit Adipositas sicherzustellen. Die Arbeit ist im Fachjournal Wiener Klinische Wochenschrift open-access zugänglich. Weitere Informationen und den vollständigen Text des Konsensuspapiers sind auf der Website der Österreichischen Adipositas Gesellschaft zu finden. (kagr)