Angesichts erster Meldungen über Triage-Vorbereitungen in Salzburg steigt auch in Oberösterreich der Druck auf das Spitalspersonal. Der Unmut innerhalb der Ärzteschaft über zu späte Maßnahmen wächst.
„Zwei Winter haben wir gekämpft und gekämpft. Jetzt wird die psychische Belastung aber umso größer, weil Menschen auf Intensiv liegen, die dort nicht liegen müssten. Menschen, die nicht willens waren, sich impfen zu lassen. Das macht zornig, das enttäuscht und das ist das Schlimme für die Kollegen“, ärgert sich der Oberösterreichische Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser. Es sei das „tägliche Brot“ von Behandlungsteams, zu entscheiden, ob eine Behandlung noch Aussicht auf Erfolg habe. „Aber wenn das geballt auftritt, ist das schlimm.“ Es sei ein fließender Übergang, wo Triage wirklich beginne. „Die schlimmste Triage, die jetzt schon passiert, ist, dass Operationen abgesagt werden für jene, die sie brauchen“, kritisiert Niedermoser. Es sei auch bereits Triage, wenn man Dinge nicht mehr anbieten könne, weil zu wenig Platz sei für geplante Eingriffe „auf die die Menschen schon seit Monaten gewartet haben“.
Während man in Salzburg bereits offiziell ein Triageteam vorbereitet, geistern auch in Oberösterreich zunehmend unbestätigte Meldungen über mögliche Triage herum. Den Lockdown für Ungeimpfte hält Niedermoser für richtig. Es sei gut, „einen Unterschied zu machen zwischen jenen, die geimpft sind und sich damit dem Gemeinwohl untergeordnet haben, und jenen, die ihre egoistischen Interessen vor das Gemeinwohl stellen“. Ob es doch noch, wie von manchen Virologen gefordert, zu einem Lockdown für alle kommen werde, müssten Experten entscheiden.
Die Lage in den Covid-19-Stationen in den Krankenhäusern ist laut Reinhard Waldhör, Vorsitzender der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft, „wild“. Während die Situation auf den Intensivstationen meist noch bewältigbar sei, da die schwersten Verläufe fast nur ungeimpfte Patienten betreffen, sind die normalen Stationen mit den leichteren Fällen „randvoll und es fehlt an Personal“. Die extrem gestiegenen Fallzahlen der vergangenen Tage würden die Situation für das ohnehin schwer belastete Pflegepersonal noch einmal verschärfen. Für Waldhör ist schon bald der Punkt erreicht, an dem die Zahl der Patienten vom Personal nicht mehr gestemmt werden kann. Der Gewerkschafter sprach sich daher für einen möglichst raschen harten Lockdown von zwei Wochen aus, um „die vierte Welle zu brechen“. (red/APA)