Heftige Kritik und sogar Rücktrittsaufforderungen für ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer sind die Folgen auf dessen Vorschlag, niedergelassene Leistungen in Spitalsambulanzen zu verlagern. ÖGK-Obmann Matthias Krenn (FPÖ) verteidigt seinen Manager.
In der Ärztekammer häufen sich die Anrufe und E-Mails empörter Ärzte über die jüngsten Aussagen des Generaldirektors der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer. Im Fokus der Kritik sowohl der niedergelassenen als auch der angestellten Ärzteschaft stehen die Überlegungen Wurzers, niedergelassene Aufgaben wie Vorsorge- und Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen aus dem extramuralen Bereich herauszunehmen und in den Spitalsbereich zu verlagern. „Wir spüren den massiven und ständig mehr werdenden Unmut vieler unserer Kolleginnen und Kollegen, die sich fragen, ob es wirklich das erklärte Ziel der Krankenkasse sein kann, das Gesundheitssystem an die Wand zu fahren“, betont der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres. Statt den niedergelassenen, wortortnahen Bereich zu stärken, wie es auch im Regierungsprogramm steht, versuche die ÖGK, den umgekehrten Weg zu gehen, nämlich noch mehr Leistungen in den Spitalsbereich zu pressen.
Für Szekeres ist diese Entwicklung „fatal im Sinne einer effizienten Gesundheitsvorsorge und damit eindeutig gegen die Interessen der Patienten gerichtet“. Schon jetzt würden Spitalsärzte aufgrund von Personalknappheit und überbordender Bürokratie am Limit arbeiteten und hätten kaum genügend Zeit, ihrer eigentlichen Aufgabe, der Versorgung von Notfällen, nachzukommen. Die Steirische Ärztekammer fordert in einem offenen Brief an Wurzer sich „zu besinnen“ oder zurück zu treten. ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart, sieht in den Aussagen Wurzers das Ziel, den niedergelassenen Bereich in Österreich zu zerstören. Hier werde ein Weg prolongiert, der bereits vor Jahren begonnen habe und nun „in noch nie dagewesener Intensität durch die neue ÖGK-Führung fortgesetzt wird“. Steinhart: „Die alte Regierung hat den Menschen in Österreich die sogenannte ‚Patientenmilliarde‘ nach Zusammenlegung der Krankenkassen versprochen. Nun müssen wir erkennen, dass ein Milliardendefizit bei der ÖGK droht, für deren Sanierung offensichtlich die Ärzteschaft sowie die Patientinnen und Patienten herangezogen werden sollen.“ Für Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte ist es „erschütternd“, dass mit dem Generaldirektor ein Angestellter der ÖGK als Speerspitze missbraucht werde, um offensichtliche politische Vorgaben umzusetzen. „Wo, bitte, bleiben hier die Ordnungsrufe der politisch Verantwortlichen, insbesondere des Obmanns der ÖGK, Matthias Krenn?“, fragt Mayer.
Der verteidigt seinen Generaldirektor und fordert Kritiker auf, sich persönlich ein Bild von den zahlreichen, auf den Weg gebrachten Schritten zu machen. „Parteipolitisch motivierte Vorwürfe, die nur von inhaltlicher Ahnungslosigkeit oder Desinformation zeugen, bringen die nächsten Reformmaßnahmen nicht weiter. Solche Aussagen verunsichern Patienten und beleidigen die hervorragende Arbeit von rund 12.000 Mitarbeitern sowie das verantwortungsvolle Engagement des Managements der ÖGK und haben keinerlei positiven Aspekt“, sagt Krenn. (rüm)