Mehr als zwei Drittel der Ärzte erwarten im kommenden Herbst noch einmal eine Welle an Covid-19-Erkrankungen. Das zeigt eine Umfrage des Onlineportals RELATUS MED. Auch der neue Gesundheitsminister warnt noch zur Vorsicht, andere sehen die Gefahr geringer.
70 % der Ärzte erwarten im Herbst eine weitere Corona-Welle. Nur 16 % denken, dass bis dahin das Virus eingedämmt ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von RELATUS MED. Die Ärzte schließen sich damit der Virologin Dorothee von Laer von der Meduni Innsbruck an, die zuletzt auch vor einer neuen Infektionswelle im Herbst gewarnt hat. Zwar rechnet sie mit einem ruhigen Sommer, sollten sich in dieser Zeit Varianten des Coronavirus durchsetzen, bei denen einzelne Impfungen nicht wirken, könnte es allerdings im Herbst eine weitere Welle geben, sagte von Laer im ORF. Diese Woche wurde bekannt, dass trotz aktuell niedriger Fallzahlen und bereits einer hohen Durchimpfungsrate auch der britische Premierminister Boris Johnson in diesem Jahr eine weitere Welle an Coronavirus-Infektionen in seinem Land befürchtet. Das sei die feste Ansicht der meisten Wissenschafter, sagte der konservative Politiker bei einer Pressekonferenz im Regierungssitz Downing Street. Bis zum 21. Juni sollen in England schrittweise alle Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden. Johnson will daran festhalten.
Auch Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat am Mittwoch bei seiner Präsentation im Nationalrat betont, dass „das lange noch nicht vorbei ist, das ist trügerisch.“ Wichtig ist ihm jetzt, den Menschen klar zu signalisieren, es gebe eine Lösung und die heiße Impfen und Testen. Im Interview mit PULS 24 warnte er am Donnerstagabend davor „von der großen Party im Sommer zu reden“. Österreich habe zuvor noch einiges zu tun. Priorität habe, die „fürchterliche Situation auf den Intensivstationen“ zu lösen. Auf dem Weg in den Sommer müssten „alle gemeinsam zusammenstehen (…) und mitmachen.“
Der Wiener Virologe und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch sieht die Gefahr einer weiteren Welle im Herbst hingegen eher gering. Man werde wohl bis zum Herbst eine Immunisierung von 60 bis 70 Prozent der impfbaren Bevölkerung erreichen, sagt er im RELATUS-Interview. Dazu komme, dass schon jetzt die Neuinfektionen bei jüngeren Menschen erfolgen, die wiederum nicht so schwere Krankheitsverläufe haben. Es könne zwar immer wieder zu lokalen Corona-Ausbrüchen und damit regionalen Lockdowns kommen, glaubt auch er, Kollaritsch ist aber überzeugt, dass diese aber vom Gesundheitssystem gut zu verkraften wären. (rüm)