Eine der Lehren aus Corona ist für Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, dass Spardruck und Liberalisierungen das Gesundheitswesen schwächen. Szekeres warnt deshalb vor einem gewinnorientierten System.
„Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten sehr klar die Stärken und Schwächen unseres Gesundheitssystems aufgezeigt. Resümierend möchte ich betonen, dass die positiven Aspekte überwiegen und die Ärztinnen und Ärzte wie auch das gesamte Gesundheitspersonal hervorragende Arbeit geleistet und dafür gesorgt haben, dass Österreich gut aus der Krise herausgekommen ist“, betont Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Dennoch gebe es etliche Punkte, an denen für die Zukunft nachgeschärft werden müsse, wie auch eine aktuelle Studie der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina aus Halle bestätige. Die Studienergebnisse des unabhängigen Think-Tanks und Beratergremiums der deutschen Politik lassen sich demnach auf die österreichischen Verhältnisse 1:1 umlegen. „Die Forderung der Akademie nach einem ‚patientenorientierten, qualitätsgesicherten und nicht gewinnorientierten Gesundheitssystem‘ bestätigt unsere Warnung vor einer Konzernisierung der Gesundheitsversorgung, die schleichend stattfindet“, warnt Szekeres. Etwa in den Bereichen Labormedizin, Zahnmedizin, Pflege oder auch im Apothekensegment hätten sich in den vergangenen Jahren verstärkt Großkonzerne eingekauft, die ausschließlich gewinnorientiert arbeiten.
Szekeres: „Dadurch ist die weniger lukrative gesundheitliche Basisversorgung der Bevölkerung gefährdet. Es ist eine staatliche Aufgabe, die Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems klar zu definieren und dem Eindringen von gewinnorientierten Investmentgruppen in den Gesundheitsbereich einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben.“ In diesem Zusammenhang sei auch die Forderung der deutschen Wissenschafter nach einer bedarfsgerechten Ausstattung des Gesundheitssystems und einer angemessenen Entlohnung sowie guten Arbeitsbedingungen für das medizinische und pflegerische Fachpersonal ein Aspekt, der ganz besonders auch für Österreich gelte, sagt Szekeres: „Wir bilden auf unseren Universitäten Jungmediziner auf höchstem Niveau aus, aber nur 60 Prozent bleiben auch bei uns im Land, weil die Bedingungen in etlichen anderen europäischen Staaten für Ärztinnen und Ärzte einfach besser sind. Da gibt es dringenden Nachbesserungsbedarf, wo vor allem die Politik gefordert ist, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen.“ (rüm)