Die Gesundheitskasse will bei den künftigen Corona-Folgeimpfungen eingebunden werden und fordert einen nationalen Impfdialog. Unterstützung findet sie bei den niedergelassenen Ärzten, die „volle Zustimmung“ signalisieren.
Der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer, fordert einen „nationalen Impfdialog“. Statt der Abwicklung über die Bundesländer hätte auch die ÖGK die Impfungen einheitlich organisieren können. Damit hätte es statt der neun unterschiedlichen nur ein einheitliches Anmeldesystem gegeben. Wurzer wünscht nun, der Bund solle alle Beteiligten rasch zu Gesprächen über die notwendigen Corona-Auffrischungsimpfungen einladen, die wohl spätestens im nächsten Jahr notwendig werden. Das gelte nicht nur für die Anmeldesysteme sondern auch für das Impfen selbst in Impfstraßen oder bei niedergelassenen Ärzten, sagte er im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.
Die Idee eines runden Tisches zu Impffragen stößt bei Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, auf volle Zustimmung. „Die Idee von ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer ist absolut zu begrüßen – schließlich gibt es eine Menge Themen, die schnellstmöglich behandelt und geklärt werden müssen.“ Schon jetzt müsse man dringend die absehbaren Folgeimpfungen gegen SARS-Cov-2 und die langfristige Finanzierungsfrage regeln. „Wir dürfen uns jetzt auf keinen Fall von den sinkenden Fallzahlen und steigenden Impfraten vom Kampf gegen die Pandemie ablenken lassen“, appelliert Steinhart. Mit Blick auf die Mutationen des Coronavirus könnte die Lage schon sehr bald wieder anders aussehen. „Es gibt bei der Organisation der Impfungen noch viel Verbesserungspotenzial, das haben uns die vergangenen Monate gezeigt. Kein Mensch durchschaut mehr die neun unterschiedlichen Impfstrategien der einzelnen Länder. Hier braucht es unbedingt ein einheitliches System, bei dem die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verstärkt eingebunden werden. Auf ihre große Impfbereitschaft kann nicht verzichtet werden.“
Zudem brauche es eine Strategie, um impfskeptische Menschen bestmöglich zu erreichen. Langsam aber sicher würden alle Menschen, die sich impfen lassen wollen, versorgt sein – danach komme es auf offene und transparente Überzeugungsarbeit an, sagt Steinhart. „Die bisherigen Erfahrungswerte zeigen eindeutig, dass mit der fundierten Impfaufklärung und -beratung in den Ordinationen durch den Vertrauensarzt etwaige unnötige Zweifel am besten ausgeräumt werden können. Wenn wir uns eine hohe Durchimpfungsrate zum Ziel setzen, dann kann der Weg nur über die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte führen“, sagt Steinhart, der zu bedenken gibt: „Es hat einfach einen hohen zusätzlichen Wert, wenn ich mit dem Arzt, dem ich schon zuvor meist lange Jahre hindurch in Fragen der Gesundheit vertraut habe und der mich diesbezüglich am besten kennt, über die Impfung sprechen kann.“ Generell gelte es auch, die Impfung als ärztliche Tätigkeit weiterhin zu betonen. In Sachen Finanzierung stellte der ÖGK-Generaldirektor klar, dass die Sozialversicherungen zwar Leistungen übernehmen können, die Kosten einer Pandemie aber grundsätzlich vom Bund zu übernehmen seien. (red)