Österreichs fast 360.000 Krebspatienten müssen sich auf eine zunehmend restriktive Bereitstellung moderner Therapien einstellen. Davor warnt die Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO) bei ihrer Jahrestagung.
Die Bewilligung von Krebstherapien erfolgt in immer mehr Bundesländern über „Innovationsboards“ ohne Beteiligung onkologischer Experten. Dies erklärte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO), Wolfgang Hilbe, anlässlich des Jahreskongresses der deutschen, österreichischen und Schweizer Fachgesellschaften. Der Hintergrund: Die Onkologie ist derzeit mit zielgerichteten Therapien für speziell ausgewählte Patienten, der Immunonkologie und Verfahren wie die CAR-T-Zelltherapie im Umbruch. Erfolgsraten wie nie zuvor können erzielt werden, die Kosten für einige der Behandlungsregimes können aber hoch sein.
In Österreich kämpfen die Onkologen deshalb offenbar zunehmend mit Beschränkungen. „Es formieren sich in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Restriktionen in der Bewilligung innovativer Therapien. Viele Bundesländer folgen dabei dem Beispiel aus der Steiermark, wo ein ‚Innovationsboard‘ ohne Beteiligung eines hämatologischen oder onkologischen Experten onkologische Behandlungen bewilligen oder ablehnen kann“, erklärte Hilbe. Innovative Therapien werden im Bereich von Krebs in Österreich aufgrund der Teilung zwischen intramuraler Spitalsmedizin und niedergelassener Medizin mit Finanzierung der Krankenhäuser durch die Bundesländer und der Aufwendungen in der niedergelassenen Praxis durch die Krankenkassen zunächst vor allem in den Krankenhäusern etabliert. Die österreichischen Onkologen haben aber noch eine zweite, ganz aktuelle Angst. Hilbe: „Es ist anzunehmen, dass durch die Corona-Pandemie eine Begrenzung der finanziellen Mittel erfolgen wird und somit der Zugang zu innovativen Therapien für unsere Patienten erschwert wird.“ Mittlerweile gebe es auch Forderungen aus Bundesländern, dass der Bund die gesetzlichen Regeln für eine „Spitals-Heilmittelevaluierungeskommission“ (Spitals-HEK) schaffen solle. Das ist für den österreichischen Onkologen ein gefährlicher Weg. (APA)