Immer mehr und mehr Patient:innen erscheinen nicht zum Termin und sagen aber auch nicht ab. Die Ärztekammer möchte sie zur Kasse bitten.
Nachdem die Ärztekammer Steiermark erst eine entsprechende Empfehlung an die steirischen Ärzt:innen ausgesandt hatte, meldet sich nun auch die Österreichische Ärztekammer zu Wort. Es komme immer häufiger vor, dass sich Patient:innen Termine ausmachen und dann ohne Absage nicht erscheinen. „So ein Verhalten können wir uns jetzt weniger leisten denn je. Ärztinnen und Ärzte vollbringen aktuell Höchstleistungen, um den Ordinationsbetrieb und die Versorgung aufrecht zu erhalten, sie brauchen dabei volle Unterstützung. Die Österreichische Ärztekammer unterstützt daher weiterhin die Verrechnung einer Stornogebühr für diese so genannten ‚Leer-Termine‘“, hält Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), fest.
Wer vereinbarte Termine ohne vorherige Absage nicht wahrnehme, schade damit nicht nur der Ärztin oder dem Arzt und dem Ordinationsmanagement, sondern auch den anderen Patient:innen, denen der Termin nicht angeboten werden konnte. „Gerade jetzt, in dieser Phase hoher Belastung, ist Termindisziplin in den Ordinationen besonders wichtig“, appelliert Steinhart.
Die Gründe für das unabgemeldete Nicht-Erscheinen der Patient:innen sieht Dietmar Bayer, stellvertretender Kurienobmann der niedergelassenen Ärzt:innen in der Österreichischen Ärztekammer, teils darin, dass sich Patient:innen Termine bei mehreren Ärzt:innen ausmachen, den frühesten in Anspruch nehmen und vergessen, abzusagen. Aber auch in fehlender Wertschätzung gegenüber der Zeit anderer Menschen. Deshalb habe die Standesvertretung in der Steiermark den Ärzt:innen empfohlen, eine Stornogebühr zu verrechnen. Sobald sich Patient:innen einen Termin ausmachen, gehen sie laut Bayer einen Behandlungsvertrag ein, der im Falle eines unabgemeldeten Nicht-Erscheinens einseitig aufgelöst wird, was eine Stornogebühr rechtfertige. Solange diese im Vorhinein angegeben und/oder auf der Webseite ersichtlich ist, wäre dies durchaus vertretbar.
„Für besonders sinnvoll halten wir das Modell, in dem das eingenommene Geld – abzüglich eines kleinen Anteils für den Verwaltungsaufwand – einem Strukturfonds zur Verbesserung der Kassenmedizin zugutekommt“, erklärt sein Kollege Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Denn damit würden am Ende alle davon profitieren. (kagr)