„Jetzt, wo es endlich Aussicht auf größere Mengen Impfstoff gibt, sind die Priorisierungen nicht mehr nötig. Es ist nun an der Zeit, mehr in die Breite zu gehen“, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer.
Beim bisher vorherrschenden Mangel an Corona-Impfstoffen seien die Priorisierungsempfehlungen absolut sinnvoll und wichtig gewesen, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. „Aber jetzt, wo es zum ersten Mal eine konkrete Aussicht auf größere Mengen an Impfstoff gibt, sind die Priorisierungen bei der Durchimpfung der Bevölkerung eher hinderlich“, betont Steinhart: „Nun geht es darum, beim Impfen in die Breite zu gehen, um schnell größere Bevölkerungsanteile durchimpfen zu können.“ Aktuell werden bis zu 500.000 Impfdosen pro Woche geliefert. Die verfügbaren Impfstoffe – und zwar alle zugelassenen Fabrikate – müssten nun so rasch wie möglich zu den niedergelassenen Ärzten kommen, damit ihrer großen Impfbereitschaft endlich Rechnung getragen werden kann. „Mit freier Hand bei der Auswahl der Impflinge würde ihnen die Durchimpfung ihrer impfwilligen Patienten und damit eines großen Teils der Bevölkerung deutlich erleichtert“, sagt Steinhart: „Niemand kennt seine Patienten besser als der Vertrauensarzt.“
Eine Absage gibt es von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) erneut für den Wunsch der Apotheker, Corona-Impfungen durchführen zu dürfen. Es gebe „genug Impfmöglichkeiten“ und es sei „nicht klug“, in der dritten Welle ein System umzustellen, sagte er am Sonntag in einem APA-Interview. Nachsatz: „Was im Herbst ist oder was 2022 ist, darüber kann man reden“, zeigte sich der Ressortchef aber offen für die „grundsätzliche Diskussion, wo welche medizinische und therapeutische Leistung angeboten wird“. Mückstein will bei der Corona-Impfung noch unentschlossene Menschen verstärkt ansprechen. „Meine Zielgruppe sind die, die schwanken – und die müssen wir jetzt in den nächsten Wochen erreichen und ihnen erklären, wie wichtig das ist“, sagte er. Es sei aber gegen eine Impfpflicht, betonte der Minister auch in Bezug auf bestimmte Berufsgruppen. (red)