Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, fordert neue Impulse bei der Suche nach einer Therapie gegen COVID-19. Schlüssel sind für ihn die Medikationsdaten, in denen er viel Potenzial sieht.
Da sich die Situation in der COVID-19-Pandemie nicht nur in Österreich aktuell deutlich zuspitzt, plädiert ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres dafür, verstärkt alle Wege zu einer Therapie gegen das Virus zu verfolgen. Besonders beim sogenannten „drug repositioning“ sieht Szekeres noch viel Potenzial. Dabei werden Medikamente identifiziert, die bereits gegen andere Krankheiten verabreicht werden, aber auch bei COVID-19 die Virusvermehrung hemmen oder die Infektion verhindern beziehungsweise erschweren. „Diese Option hat den großen Vorteil, dass Medikamente ein kürzeres Zulassungsverfahren durchlaufen müssen. Eine mögliche Therapie stünde damit deutlich schneller zur Verfügung“, erläutert Szekeres: „Die Entwicklung eines neuen Medikamentes dauert Jahre. Angesichts der aktuellen Situation ist das keine wirkliche Option – die Zeit drängt.“
Der Schlüssel für die Identifikation solcher bereits eingesetzten Medikamente liege in den Medikationsdaten. „Durch den Abgleich der – selbstverständlich anonymisierten – Daten der Medikationsdatenbank von ELGA oder der Sozialversicherung mit den Krankengeschichten infizierter Menschen könnten Medikamente identifiziert werden, die mit einem leichten Verlauf einhergehen. Diese Medikamente könnten auch gegen COVID-19 wirken“, sagt Szekeres. Gemeinsam mit Frank Ulrich Montgomery, dem Vorstandsvorsitzenden des Weltärztebundes, hat Szekeres ein Konzept für eine europaweite Datenbank ausgearbeitet und dieses bei der EU vorgestellt. „Die von uns angeregte internationale Datenbank mit noch mehr Material und Krankengeschichten könnte die Suche nach neuen und verbesserten Therapien noch weiter beschleunigen. Dies ist angesichts der limitierten therapeutischen Optionen und der Ausbreitung der Krankheit höchst nötig“, appelliert Szekeres. (red)