Die Österreichische Ärztekammer warnt vor versteckten Einsparungen im System als Folge der nun startenden Finanzausgleichsverhandlungen.
Die Bundesländer fordern ein neues Finanzierungsmodell für den Gesundheitsbereich, und eine stärkere Beteiligung des Bundes – die Gespräche darüber, wie dieses aussehen soll, starteten am Montag. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, warnt davor: „Endlich hat man zwar erkannt, dass eine neue Finanzierung des Gesundheitssystems notwendig ist und dass Reformen hermüssen. Das Geld dabei aber nur von A nach B umzuschichten, wäre viel zu wenig. Das Kaputtsparen muss ein Ende haben!“
Es müsse endlich zusätzliches Geld für die Gesundheitsversorgung fließen, ohne versteckte Einsparungen. „Und es darf auch nicht wieder so eine unrühmliche Show geben wie etwa bei der versprochenen, aber nie umgesetzten Patientenmilliarde“, betont Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, „denn von Ankündigungspolitik haben wir schon genug. Während Corona haben wir unter anderem eines gesehen: Wenn die Politik will, ist auf einmal Geld für die Gesundheit ihrer Bürger da.“ Besser wäre es aber, über eine gezielte Lenkung der Patientenströme nachzudenken.
Ähnlich argumentiert ÖGK-Obmann Andreas Huss, der den Bundesländern widerspricht und betont, dass die Zahlen in den Spitalsambulanzen nicht explodieren, wie von den Ländern behauptet. „Sie sind in den Coronajahren sogar zurückgegangen und stagnieren auf einer Frequenz von ca. 17,4 Mio. pro Jahr. Bei den Krankenhausaufnahmen und Belagstagen gehen seit Jahren die Zahlen sogar klar zurück.“ Die stationären Aufnahmen seien seit 2010 von knapp 3 Mio. im Jahr 2010 auf 2,3 Mio. im Jahr 2021 gefallen. Die Krankenhaus-Belagstage sind von 13,7 Mio. im Jahr 2010 auf 10,4 Mio. im Jahr 2021 gefallen. Huss: „Mir ist wichtig klarzustellen, dass der niedergelassene Bereich einen absoluten Großteil der Behandlungsleistungen in unserem Gesundheitssystem erbringt und dafür danke ich allen unseren Vertragspartner:innen, die hier sehr versorgungswirksam sind. Von den insgesamt 105 Mio. Frequenzen im ambulanten Bereich 2021 haben sie mehr als 80 % erledigt. Die Ambulanzen sind an den Randzeiten ein wichtiges Element unseres Systems, aber die niedergelassenen Ordinationen erledigen die großen Mengen, da sind die Zahlen der Sonderversicherungsträger und die wichtigen Leistungen der Gesundheitsberufe noch gar nicht enthalten.“ (rüm)