Die Ärztekammer sieht sich nach der Übernahme des „Alles gurgelt“-Labors Lifebrain durch das französische Unternehmen Cerba HealthCare in ihrer Kritik bestätigt. Das Beispiel zeige, wie rasch solche Unternehmen verkauft werden könnten.
Lifebrain wechsle von italienischen Händen in französische und „Wien bleibt damit weiterhin vom Ausland abhängig“, kritisierte Kammerpräsident Thomas Szekeres in einer Aussendung. Die Laborgruppe wird wie berichtet an den französischen Diagnostik-Spezialist Cerba HealthCare verkauft. Das Lifebrain-Labor in Wien analysiert die „Alles Gurgelt“-Coronatests. Cerba HealthCare übernimmt Lifebrain von der italienischen Beteiligungsgesellschaft Investindustrial, welche Lifebrain im Jahr 2018 übernommen hatte. Lifebrain hat in einer Aussendung versichert, dass es keinerlei Auswirkung auf den laufenden Labor-Betrieb und auf die bestehenden Projekte und Analyseangebote in Wien geben wird. Das heimische Management bleibe an Bord. Die Übernahme beweise „wieder einmal“, wie schnell es zu neuen Abhängigkeitsverhältnissen kommen könne, warnte Szekeres: „So etwas sollte gerade inmitten einer weltweiten Pandemie keinen Platz haben. Vor allem nach den Geschehnissen des vergangenen Jahres, als Österreich auf dem Weltmarkt hinsichtlich Schutzkleidung und Masken große Abhängigkeiten erfahren musste, sollte man nicht wieder dieselben Fehler machen.“
Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Wiener Kammer, pflichtete bei. Es sei ein „Wahnsinn“, dass man noch immer kein Interesse in Wien habe, beim Angebot von essenziellen Notwendigkeiten zur Bekämpfung einer Pandemie auf heimische Anbieter zu setzen. „Unsere österreichischen Labore sind absolut in der Lage, dieselben Leistungen zu erbringen.“ Man sehe sich in der eigenen „Politik gegen Ambulatorien“ bestätigt. Letztere könnten im Gegensatz zu Ordinationen und Gruppenpraxen ans Ausland und an Konzerne verkauft werden. Die Kammer hat zuletzt wie berichtet auch ein Verfahren gegen die Lifebrain-Laborgruppe angestrengt. „Durch die aktuelle Firmenübernahme hat sich für uns faktisch nichts geändert. Wir wollen nach wie vor überprüft haben, ob Lifebrain eine Bewilligung hatte und ob sie die Leistungen, die sie im Rahmen von ‚Alles gurgelt‘ angeboten hat, erbringen durfte, weil wir da Bedenken haben.“ Das Unternehmen pocht darauf, diese zu haben. Lifebrain teilte mit, man habe sich dem neuen Eigentümer gegenüber verpflichtet, das Unternehmen auch die nächsten Jahre hindurch auf dem österreichischen Markt zu führen, hieß es. Aktuell würden auch bereits PCR-Gurgeltests aus Oberösterreich und Tirol untersucht. (red/APA)