In der Debatte über Finanzausgleich und eine „Entmachtung“ der Ärztekammer durch die Regierung hat die Ärztekammer nun einen eigenen Vorschlag zur Neufinanzierung des Gesundheitssystems vorgelegt.
In seiner jüngsten Sitzung hat der Vorstand der Österreichischen Ärztekammer seine eigenen Vorstellungen über die künftige Finanzierung des Gesundheitssystems präzisiert. Vor dem Hintergrund der anstehenden §15a-Verhandlungen zum Finanzausgleich spricht sich der ÖÄK-Vorstand für das Modell einer getrennten Finanzierung von ambulantem und stationärem Bereich aus. In diesem Modell werden Kassenbereich und Spitalsambulanzen aus einem Topf finanziert, der über das Gesamtvertragssystem gesteuert und befüllt wird. Der stationäre Bereich speist sich aus einem zweiten Topf, den wie bisher die Landesgesundheitsfonds bereitstellen. Eine von den Ländern ins Spiel gebrachte dritte Säule ist nicht vorgesehen.
„Es gibt schon jetzt in Österreich sehr viele unterschiedliche Töpfe, Finanzierungsvarianten und Reibungsverluste – dieses Modell würde endlich das Hin- und Hergeschiebe zwischen niedergelassenem Bereich und Spitalsbereich beenden“, beschreibt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, die Vorzüge. Aktuell sei es so, dass die Kassen wenig Motivation hätten, den niedergelassenen Bereich auszubauen, da Versorgungsdefizite ohnehin gesetzlich über die Ambulanzen aufgefangen werden müssen, in denen die Zahlungen für die Kasse pauschaliert sind. „Unser bevorzugtes Modell würde Anreize für die Sozialversicherungsträger bieten, den wohnortnahen, extramuralen Bereich zu stärken“, betont Steinhart. Natürlich müssten zur Implementierung den Kassen auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Mit diesem Modell könne das Gesundheitssystem nachhaltig auf gesunde Beine gestellt und zukunftsfit gemacht werden, ist die Kammer überzeugt. „Das sind wir den kommenden Generationen einfach schuldig“, sagt Steinhart. Vor dem Hintergrund der von der Regierung geplanten Entmachtung der Ärztekammer bei der Schaffung von Primärversorgungszentren, aber wohl auch angesichts internen Turbulenzen rund um Untreue-Vorwürfe bei einer ausgelagerten Tochterfirma der Wiener Kammer, betonte Steinhart erneut, dass die Ärztevertretung unbedingt in die anstehenden Verhandlungen eingebunden werden müsse. „Nur wir kennen die Probleme aus erster Hand und wissen, woran es mangelt und welche Lösungen es braucht – diese Expertise stellen wir natürlich sehr gerne zur Verfügung.“ (rüm)