Die Ärztekammer will die Debatte über Probleme im Gesundheitswesen versachlichen und macht dem Gesundheitsminister und der Österreichischen Gesundheitskasse ein Angebot.
Erik Randall Huber, der neue Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, möchte die von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und dem Arbeitnehmerobmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, „hitzig“ geführte Debatte über das österreichische Gesundheitssystem wieder auf einen sachlichen Boden zurückführen: „Unser Gesundheitssystem, um das wir in aller Welt beneidet werden, ist zu wichtig, als es mit Polemik krankzureden. Setzen wir uns lieber an einen Tisch, analysieren die Probleme und finden gemeinsam Lösungen.“
Seitens der Ärztekammer bestehe selbstverständlich Gesprächsbereitschaft über Reformen im niedergelassenen Gesundheitssystem. „Wir haben diesbezüglich auch schon etliche neue Modelle erarbeitet, die nur auf die Umsetzung warten“, sagte Huber, etwa ein PVE-Modell für Kinderärzt:innen oder die Forcierung von Primärversorgungsnetzwerken, die gerade im großstädtischen Bereich von Vorteil seien. Huber: „Zusätzlich müssen Praxisgründungsfördermodelle vor allem in Wien ausgebaut werden, um jungen Kolleginnen und Kollegen den Einstieg in eine eigene Niederlassung zu erleichtern.“ Gerade in der aktuellen Debatte um Wahlarztordinationen „wurde vonseiten des Ministers und des ÖGK-Vizeobmanns zu kurz gedacht.“ Eine Abschaffung des dualen Systems von Kassenordinationen auf der einen und Wahlarztordinationen auf der anderen Seite würde mehr Probleme bewirken, als lösen, meint Huber.
Auch Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin (BSAM) in der Österreichischen Ärztekammer, streckt die Hand aus: „Schön wäre, wenn sich Bundesminister Rauch zunächst eingehend über die Probleme von Stellenbesetzungen, von Vergabe von Kassenstellen, Einrichtung von Primärversorgungseinheiten wenigstens grundsätzlich und objektiv informieren würde.“ Auch in der Allgemeinmedizin seien schon vor Jahren neue Zusammenarbeitsformen vorgeschlagen worden: Jobsharing, Übergabepraxis, Gemeinschaftspraxis und natürlich auch in ausgewählten Regionen Primärversorgungseinheiten. Man könne also keinesfalls der Ärztekammer die Schuld an zu wenig PVE in die Schuhe schieben, wie es der Minister getan hatte. Er biete einen neuen Start und konstruktive Gespräche im Sinne einer optimalen Patientenversorgung an. „Mein Angebot an unser Gegenüber steht: Versuchen wir abseits von gegenseitigen Anschüttungen gemeinsam zu einer konsensualen und damit der besten Lösung für die Probleme unseres Gesundheitssystems zu kommen“, betont auch Huber. (red)