Ärztekammer-Vizepräsident Steinhart: „Ärztemangel ist Thema 2020“

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Zum Jahreswechsel hat RELATUS MED Stakeholder im Gesundheitswesen nach ihrer Bilanz für 2019 und den Wünschen für 2020 gefragt. Ärztekammervizepräsident Johannes Steinhart bewertet 2019 positiv.

RELATUS: Welche Bilanz ziehen Sie für 2019? Johannes Steinhart: Die Honorarverhandlungen mit den Sozialversicherungsträgern waren sicherlich auch heuer wieder höchst erfolgreich und bringen satte Erhöhungen für unsere Ordinationen. Im Rahmen unserer standespolitischen Bemühungen ist positiv anzumerken, dass die Österreichische Ärztekammer mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger eine gesamtvertragliche Vereinbarung abgeschlossen hat, die die Bedingungen für den Einsatz von angestellten Ärzten bei Ärzten gemäß Ärztegesetz regelt. Nach wie vor ungeklärt sind hingegen viele Fragen hinsichtlich E-Health, vor allem was die Usability und Haftungsfragen betrifft.

Was ist noch offen? Oder anders gefragt: Was macht Ihnen die größten Sorgen für die Zukunft, was stimmt Sie optimistisch? Sorgen bereiten mir insbesondere die kommende Pensionierungswelle und die damit verbundene Verschärfung des Ärztemangels in Österreich, der zunehmende Einfluss ökonomisch dominierter Überlegungen zulasten eines sozialen und auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmten Gesundheitssystems sowie eine Politik, die viel zu wenig auf die Expertise der Ärzteschaft abzielt. Ich bin von meiner Grundeinstellung her stets positiv orientiert, sodass ich zuversichtlich bin, dass die Politik die von mir angeführten Sorgen beherzigt und gemeinsam mit uns und den anderen Stakeholdern Lösungen im Sinne einer bestmöglichen Gesundheitsversorgung aller Österreicherinnen und Österreicher vorantreibt. Dazu wird man aber auch mehr Geld im Gesundheitssystem benötigen, deshalb sollte man den Anteil des Gesundheitswesens am BIP auf 12 Prozent erhöhen.

Welche Erwartungen und welche Forderungen haben Sie an die künftige Regierung? Zur besseren Versorgung fordern wir seit Langem eine Hausapotheke für jeden Hausarzt. Außerdem ist es mit der Fusion zur ÖGK und der damit verbundenen Machtverschiebung in den SV-Gremien nicht länger tragbar, dass die Wirtschaftskammer sowohl auf der Zahler- als auch auf der Anbieterseite aktiv ist. Hier fordern wir eine klare Trennung und warnen vor einer zunehmenden Konzernisierung.

Und konkreter: was sind die drei wichtigsten Punkte, die im kommenden Jahr Ihrer Meinung nach auf jeden Fall politisch umgesetzt werden müssen? Die Attraktivierung des Ärzteberufs, um dem schon aktuell bestehenden Ärztemangel wirkungsvoll entgegentreten zu können; der Bürokratieabbau sowohl im niedergelassenen als auch im Spitalsbereich sowie die Beibehaltung eines solidarisch aufgebauten und finanzierten Gesundheitssystems mit niederschwelligem Zugang zu allen notwendigen Gesundheitseinrichtungen. (rüm)