Personalengpässe im Pflegebereich könnten die Gesundheitsversorgung insgesamt beeinträchtigen, schlägt die Ärztekammer Alarm.
„Ohne Verbesserung der Arbeitsbedingungen und konkurrenzfähige Einkommen drohen zunehmend gefährliche Personalengpässe im Pflegebereich“, warnt Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart. Der Pflegemangel betreffe in Wien alle Gemeindespitäler, das AKH sowie auch die meisten Pflegeheime „in eklatanter Weise“, sagt Steinhart. „Die Versorgung in Heimen und Spitälern hat einen kritischen Punkt erreicht, der zu patientengefährdenden Zuständen führen kann.“ Der Pflegemangel sei aber kein neuartiges Phänomen, die Corona-Pandemie habe die Lage nur verschärft und sichtbarer gemacht. Der Mangel an Pflegepersonal habe sich durch die psychischen und physischen Belastungen während der Pandemie beschleunigt.
„Wie in der Ärzteschaft haben auch schon etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Pflegebereich ihre Jobs aufgegeben oder planen das in naher Zukunft“, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied, stellvertretende Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien. Die Belastung im Pflegebereich steige kontinuierlich, weil auf eine Pflegekraft immer mehr Pflegebedürftige kommen. Hinzu komme, dass etwa ein Drittel der Mitarbeiter:innen im Pflegebereich älter als 50 Jahre alt ist und in den nächsten Jahren in Pension gehen wird. Auch aufgrund des demografischen Wandels mit einem Drittel der Bevölkerung über 60 Jahre bis 2030 werde künftig ein noch höherer Pflegebedarf bestehen. Gemäß der Pflegepersonalbedarfsprognose des Sozialministeriums sind bis 2030 zumindest 76.000 zusätzliche Pflegekräfte in Österreich nötig, nur um den Status quo zu halten. Kamaleyan-Schmied: „Ohne gezielte Maßnahmen der Politik wird Österreich von einem Pflegemangel in einen Pflegenotstand schlittern.“ Die angekündigte Pflegemilliarde sei ein erster Schritt, dem aber noch weitere folgen müssten, um die dramatische Pflegesituation in Österreich in den Griff zu bekommen. (red)