Der Shutdown war richtig, aber jetzt muss man für künftige Krisen vorsorgen, sagt die Ärztekammer in einer ersten Corona-Bilanz und fordert eine regelmäßig tagende Pandemie-Taskforce für die Zukunft.
Aufgrund der Erfahrungen der Corona-Krise fordert das Präsidium der Ärztekammer für Wien eine regelmäßig tagende Taskforce aus Vertretern der Bundesregierung, der Länder, der Sozialversicherung, der Sozialpartner, der Gesundheitsberufe, der Polizei und des Bundesheers, die halbjährlich Stand und Maßnahmen für den Fall einer Pandemie evaluiert. Auch müsse man für die Zukunft ausreichend Schutzausrüstung verfügbar halten. „Der Shutdown und die damit verbundenen Maßnahmen haben uns gezeigt, wo es für den Fall einer neuerlichen Pandemie Nachbesserungsbedarf in Österreich gibt – ganz konkret etwa bei der Bereitstellung von Schutzausrüstung für Einsatzkräfte, Gesundheitsberufe und die Bevölkerung im Allgemeinen“, betonte Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit seinen Vizepräsidenten Johannes Steinhart und Wolfgang Weismüller.
Insgesamt zieht die Ärztekammer eine positive Bilanz – Österreich stehe im internationalen Vergleich gut da. Die Maßnahmen, die in Österreich im Zuge der Corona-Pandemie gesetzt wurden, waren aus medizinischer Sicht gut und kamen zum rechtzeitigen Zeitpunkt, so Szekeres. Durch das schnelle Reagieren der Behörden, die Maßnahmen und Empfehlungen, an die sich die Österreicherinnen und Österreicher auch gehalten haben, sei die richtige Wirkung erzielt worden, mit relativ wenigen Infektionen und auch wenigen Toten. Szekeres: „Diese – bei aller Tragik der einzelnen Fälle – niedrigen Zahlen sind den gesetzten Maßnahmen und auch dem Einsatz des gesamten Gesundheitspersonals zu verdanken. Szekeres und Steinhart hoben insbesondere den Ärztefunkdienst (ÄFD) in Wien hervor, der mit Beginn der Krise an vorderster Front gegen das Virus kämpfte und kämpft. Seit dem 28. Februar führte der ÄFD ein sogenanntes Mobile-Home-Screening bei Menschen mit Corona-Verdacht zu Hause durch. Das Ziel sei gewesen Spitäler und Ordinationen zu schützen, erklärte Steinhart. Mit 1. April wurde dann die Durchführung eines Großteils dieser Abstriche den Wiener Blaulichtorganisationen unter Koordination des Wiener Roten Kreuzes übertragen. Seit 15. März bespielt der ÄFD weiters Pre-Triage- beziehungsweise Erstversorgungsambulanzen an den Eingängen der Wiener KAV-Spitäler durch, und zusätzlich werden an Covid-19 erkrankte Menschen in häuslicher Pflege seit 30. März vom ÄFD betreut.
Die Warnung der Ärztespitze gilt künftigen Entwicklungen: es dürfe nicht vergessen werden, dass im Spätherbst auch die nächste Grippewelle anrollen wird. Gerade deswegen sei es besonders wichtig, dass sich vor der nächsten Influenza-Saison möglichst viele Menschen gegen Grippe impfen lassen, damit gegebenenfalls auch genügend Intensivbetten in den Spitälern für an COVID-19 erkrankten Patienten vorhanden sind, sagte Szekeres und warnte auch vor einer zweiten Corona-Welle: „Mit der Lockerung der Maßnahmen ist mit einem Wiederanstieg von Corona-Erkrankungen zu rechnen. Daraus soll aber nicht gleich eine zweite Welle werden. Nach dem aktuellen Shutdown darf es nicht sofort zum nächsten Shutdown kommen.“ (red)