„Die ambulante Versorgung darf nicht in Hände von Konzernen gelegt werden“, warnt der Präsident der Österreichischen Ärztekammer Thomas Szekeres.
Die Österreichische Ärztekammer warnt vor einer zunehmenden Kommerzialisierung des Gesundheitssystems. „In Deutschland ist die besorgniserregende Entwicklung schon weiter fortgeschritten als hier“, sagt Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Spitäler, die auf Profitmaximierung ausgerichtet sind, und Patienten, die als Investment betrachtet werden, das sich lohnen kann oder nicht, sind in unserem Nachbarland leider nicht mehr unbekannt.“ Anlass sind Warnungen von Klaus Reinhardt, Präsident der deutschen Bundesärztekammer, im Rahmen des Deutschen Ärztetages zum Anlass, der zuletzt aufgerufen hat zu verhindern, „dass unser Gesundheitssystem in ein profitorientiertes Franchise-System umgewandelt wird“.
Dass private Kapitalgesellschaften nach Übernahmen von Gesundheitsunternehmen, Krankenhäusern und Praxen streben, sei aber nicht nur international, sondern auch in Österreich immer häufiger zu beobachten, warnt Szekeres. „Daher ist es eminent wichtig, dass die öffentliche Wahrnehmung dieser Fehlentwicklungen geschärft bleibt. Gesundheitsversorgung darf kein Spekulationsobjekt für Konzerne werden, bei denen eigene Rendite vor der Patientenversorgung steht und die bei Kostendruck mit dem Sparen auf Kosten der Patientinnen und Patienten reagieren.“ Die Politik sei gefordert, einzugreifen, um den Zugang zu hochwertigen medizinischen Leistungen niederschwellig und leistbar zu halten.
„Auch sozial schwächer gestellte Patientinnen und Patienten müssen sich auf das österreichische Gesundheitssystem jederzeit verlassen können, weshalb die Einbindung von Konzernen in die Primärversorgung wie teilweise gefordert unbedingt abgesagt werden sollte“, mahnt Szekeres: „Dem Einfluss von Kapitalinvestoren auf Einrichtungen unseres Gesundheitssystems muss ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben werden. Es darf keinesfalls eine Ausweitung geben.“ Zudem brauche es dringend eine mittelfristige Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen, sowie eine Entkoppelung vom BIP. Ein Gesundheitssystem, das geschwächt ist, würde zahlreiche Einfallstore für Spekulationen und Kommerzialisierung bieten, so der ÖÄK-Präsident. (rüm)