Die Standesvertretung stellte diese Woche erneut Forderungen an eine zukünftige Regierung. Ohne eine Zusammenarbeit wäre das Gesundheitssystem „zum Scheitern verurteilt“.
„Wir sind als Expert:innen bereit, beratend einzusteigen“, ließ Ärztekammer-Vizepräsident Edgar Wutscher bei einer Pressekonferenz an die Teilnehmenden der laufenden Regierungsgespräche ausrichten. Reformen ohne Zusammenarbeit mit Ärzt:innen seien „zum Scheitern verurteilt“. Zentrale Wünsche sind eine bessere Patient:innenlenkung, ein Ausbau der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) und „moderne“ und vor allem flexible Arbeitsbedingungen. Wutscher, der auch Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzt:innen ist, forderte etwa, Kassenverträge zu attraktivieren. Man müsse sich fragen, warum es keine Bewerbungen für offene Stellen gebe. Arbeitszeiten sollten flexibler sein, um etwa auch Kinderbetreuung parallel zu ermöglichen.
Harald Mayer, Ärztekammer-Vize und Obmann der Kurie der angestellten Ärzt:innen, betonte, dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen gelangt sei, die Wartezeiten etwa zu lang. „Wir brauchen einen gemeinsamen Einstieg und klare Spielregeln für Patient:innen“, forderte Mayer. Nur so könne man Ressourcen sparen und Doppelgleisigkeiten vermeiden. Eine Möglichkeit sei die Hotline 1450 als Anlaufstelle. Die aufgenommenen Informationen müssten besser verarbeitet werden, derzeit „verschwinden sie im Nirvana“. Wichtig wäre laut Mayer, Daten digital zu speichern. Der Datenschutz verhindere in Österreich viele Dinge, die in anderen Ländern aber möglich seien. Gesundheitsprävention sei sinnvoll, würde das System aber nicht billiger machen. Vorschläge der Ärztekammer gebe es schon länger, sie müssten nur umgesetzt werden. Und: Dazu brauche es Geld. Die 300 Millionen Euro für den niedergelassenen beziehungsweise 600 Millionen Euro für den stationären Bereich aus dem Finanzausgleich seien laut Naghme Kamaleya-Schmied, Vizepräsidentin der Kammer für Ärzte und Ärztinnen in Wien sowie Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzt:innen, viel zu wenig. Sie schätzt, dass es sechs Milliarden Euro brauche – eine davon für Wien, eine weitere Milliarde für „e-Themen“.
Wenig Gutes hatten die Ärztevertreter:innen für Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) übrig. Man habe auch ihm Unterstützung angeboten, sei aber nicht gehört worden, meinte Mayer – „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger besser zuhört und auch Hilfe annehmen kann.“ Für den Posten wünscht man sich vor allem eines: „Kompetenz“. Eine präferierte Koalitionsvariante wollte die Ärztekammer nicht angeben. (kagr/APA)