Die hohe Zahl an Wahlärzten beherrscht wieder einmal die gesundheitspolitische Debatte. Jetzt werden allerdings konkretere Vorschläge auf den Tisch gelegt, die Kassenarztstellen attraktiver machen sollen.
Angesichts unbesetzter Kassenarztstellen und der steigenden Attraktivität der für die Patienten teuren Wahlarzttätigkeit wird der Ruf nach Reformen lauter. Zuletzt hat wie berichtet der Rechnungshof die steigende Zahl an Wahlärzten kritisiert. Angestoßen hatte die Debatte nun einmal mehr ÖGK-Arbeitnehmerobmann Andreas Huss. Nachdem er im Vorjahr Kassenverträge für alle Ärzte, die das wollen, verlangt hatte, sprach er sich zuletzt für eine Umstellung auf das deutsche System aus, wo es entweder Ärzte im Kassensystem oder reine Privatärzte gebe. Am Donnerstag kamen nun einige Wortmeldungen, die Änderungen in Aussicht stellen. Allerdings braucht es dazu auch Vertragsverhandlungen mit der Ärztekammer.
Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher-Holzhacker sprach im Ö1-„Morgenjournal“ am Donnerstag von der Notwendigkeit einer massiven Änderung, da es sich nur besser Gestellte leisten könnten, zum Wahlarzt zu gehen. Werde einfach die Zahl der Verträge erhöht, komme das die Kassen aber teuer, daher müsse das Honorierungssystem in Richtung mehr Pauschalen umgestellt werden. Die oberösterreichische Landeshauptmannstellvertreterin und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) schlug gar Pflichtdienste für Wahlärzte etwa in der Drogentherapie oder bei Nachtdiensten vor. Schließlich werde das Medizinstudium öffentlich finanziert, so ihr Argument. Auch Rechtsanwälte müssten in Österreich verpflichtend Verfahrenshilfe leisten. Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart lehnte das am Donnerstag als „völlig realitätsfremd“ ab.
In der Zeit im Bild 2 meldete sich dann am Abend Bernhard Wurzer, Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), zu Wort und verlangte flexiblere Verträge für die Ärzte und entsprechende Verhandlungen darüber mit der Ärztekammer. Das geltende System könne nämlich nur mit den Vertragspartnern geändert werden, sagte er. „Das Vertragsarztsystem in Österreich funktioniert sehr gut“, meinte Wurzer, man wolle es aber weiter verbessern. Weil das Interesse an Einzelordinationen abnehme und die neue Generation an Ärzten lieber in Teams arbeiten, biete man flexible Vertragsmodelle an, etwa mit der Teilung von Kassenstellen, Gruppenpraxen und Primärversorgungseinheiten. Außerdem wolle man jüngere Medizinerinnen und Mediziner dazu bewegen, einen Kassenvertrag zu übernehmen. Da für viele auch das unternehmerische Risiko eine Hürde darstelle, soll es Unterstützung bei der Ordinationsgründung geben. Wurzer versprach wörtlich ein „Susi-Sorglos-Paket“: „Das soll Ärztinnen und Ärzten insofern entgegenkommen, indem sie Leistungen wie Terminmanagement oder EDV auslagern können – so können sie sich ganz der Medizin widmen. Ärzte studieren ja Medizin und nicht Betriebswirtschaft.“ (red)