Nach der Kritik an Nebenbeschäftigungen von Krankenhausärzt:innen durch Wiens Gesundheitsstadtrat, legt die ÖGK nach. Die Ärztekammer wehrt sich.
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat – wie berichtet – mit seiner Kritik an ärztlichen Nebenbeschäftigungen und daran, dass der Klinik Ottakring von 20 Oberärzt:innen nur 6 in Vollzeit arbeiten, kräftig Staub aufgewirbelt. Jetzt legt Andreas Huss, Arbeitnehmerobmann in der ÖGK nach: Das geschilderte Phänomen sei kein Einzelfall. Von den ca. 11.000 Wahlärzt:innen in Österreich seien etwa die Hälfte in Krankenhäusern tätig: „Es ist schon in Ordnung, wenn Krankenhausärzt:innen ihr wichtiges Wissen und ihre Kompetenzen auch im niedergelassenen Bereich zur Verfügung stellen. Für den Großteil der Versicherten werden sie aber nicht versorgungswirksam, wenn sie die Nebenbeschäftigung in einer Wahlarztpraxis ausüben.“
Huss wünscht sich deshalb, dass es „Usus werden sollte“, dass Nebenbeschäftigungen in den öffentlichen Krankenhäusern nur noch genehmigt werden, wenn die Ärzt:innen in einer Kassenpraxis mitarbeiten möchten. Immerhin zahlt die Sozialversicherung auch einen großen Teil der Krankenhauskosten. „Dazu gibt es in den Kassenverträgen viele Möglichkeiten. Angefangen von der Jobsharingpraxis, der Gruppenpraxis, der Anstellung in einer Praxis bis zur Beteiligung in einem (Kinder-)PVE stehen den Spitalsärzt:innen viele Möglichkeiten offen. In den Privatarztpraxen arbeiten die Ärzt:innen sonst in direkter Konkurrenz zum öffentlichen Gesundheitssystem und schwächen dieses.“
Die Situation gänzlich anders sieht Harald Schlögel, geschäftsführender Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer: „Statt konkrete Verbesserungsvorschläge zu liefern, holt der Vizeobmann der Österreichischen Gesundheitskasse wieder sein Feindbild Wahlarzt aus dem Schrank und versucht irgendwie, Ärztinnen und Ärzte in sein ausgehungertes Kassenarzt-System zu zwingen“, kritisiert er. Man brauche ganz bestimmt keine Einschätzung seitens des ÖGK-Vizeobmanns, was für Spitalsärzte „in Ordnung“ ist und was nicht. „Zudem steht es schon jetzt jedem Spitalsbetreiber frei, Nebenbeschäftigungen zu verbieten“, erinnert Schlögel. Statt sich also in sinnlosen, weil unnötigen, Attacken zu ergehen, sollte der ÖGK-Vizeobmann lieber daran mitarbeiten, das Kassensystem attraktiver zu machen.
Die Ärztekammer hat am Donnerstag indes ihre Solidarität mit den Ärzt:innen der Zentralen Notaufnahme der Klinik Ottakring bekundet, die für den 30. Juni einen Warnstreik angekündigt haben. Eine entsprechende Resolution der Bundeskurie der angestellten Ärzte der Ärztekammer wurde bei der Bundeskuriensitzung in Geinberg einstimmig beschlossen, hieß es in einer Aussendung. „Die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen orientieren sich entlang der österreichweit in nahezu allen Spitälern gleichen Problemen: Zu wenig Personal, keine marktkonformen Gehälter, massive organisatorische sowie infrastrukturelle Mängel“, heißt es in der Aussendung der Kammer. (rüm)