AGES meldet neuen Rekord an Masernfällen

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Bis Ende Mai gab es in Österreich mehr als doppelt so viele Masernfälle, wie im gesamten Jahr 2023. Die WHO warnt für ganz Europa vor steigenden Zahlen und fordert Impfkampagnen.

Die Masern sind weiter auf dem Vormarsch. Seit Jahresbeginn sind in Österreich mit Stichtag 28. Mai 434 bestätigte Masernerkrankungen im epidemiologischen Meldesystem (EMS) erfasst worden. Zu 426 Masernerkrankten liegt die Information bezüglich Verlauf vor: 81 Personen (19 %) wurden im Krankenhaus behandelt, davon vier Personen auf einer Intensivstation, teilt die AGES mit. „Mit weiteren Masernerkrankungen ist zu rechnen.“ Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden insgesamt 186 Masernfälle im Meldesystem erfasst. Davon wurden 49 Personen im Krankenhaus behandelt.

Ähnliche Entwicklungen gibt es europaweit: in der auch Zentralasien umfassenden WHO-Region Europa wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres bereits mehr als 56.634 Infektionen und vier Todesfälle gezählt, warnten die WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) am Dienstag mitteilte. Masern würden die Gesundheit von Kindern nachhaltig bedrohen. „Die hohe Zahl der Krankenhausaufenthalte und die langanhaltende Schwächung des kindlichen Immunsystems machen die Kinder anfälliger für andere Infektionskrankheiten.“ In etwa jedem 5. Masernfall kommt es zu einer Bronchitis, Mittelohr- und/oder Lungenentzündung. Eine lebensbedrohliche Gehirnentzündung kann ebenso eine Folge sein, erklärt das österreichische Gesundheitsministerium. Für einen langanhaltenden Schutz gegen Masern sind zwei Impfungen ab dem vollendeten 9. Lebensmonat empfohlen. Versäumte Impfungen können und sollten jederzeit und in jedem Alter nachgeholt werden. Die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR-Impfung) ist für alle gratis.

Schon ein einziger Masernfall sollte ein dringender Aufruf zum Handeln sein, erklärte Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Niemand sollte unter den Folgen dieser verheerenden, aber leicht zu vermeidenden Krankheit leiden. Ich gratuliere allen Ländern, die ihre Anstrengungen zur Unterbrechung der Übertragung durch Nachholimpfungen beschleunigt haben. Ich fordere alle Länder eindringlich dazu auf, selbst bei einer hohen Durchimpfungsrate unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, gefährdete Menschen zu impfen, Immunitätslücken zu schließen und so zu verhindern, dass sich das Virus in einer Gemeinschaft festsetzt.“

Ein Anstieg der Masernfälle sei ein klares Zeichen für einen Zusammenbruch des Impfschutzes. Da die Zahl der Masernfälle weiter sprunghaft ansteigt, müssten die Regierungen dringend handeln, um die Gesundheitssysteme zu stärken und wirksame Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu ergreifen, damit alle Kinder vor dieser gefährlichen, aber vermeidbaren Krankheit geschützt sind“, erklärte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. (rüm)