Eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation warnt vor Millionen Todesfällen durch Alkohol. Österreich liegt beim Konsum weltweit im Spitzenfeld.
Österreich liegt vor Frankreich, den Niederlanden und Polen. Und zwar nicht nur bei der heurigen Fußball-Europameisterschaft der Herren, sondern beim jährlichen Alkoholkonsum pro Kopf. 12 Liter reinen Alkohol konsumieren Österreicher:innen jeweils im Durchschnitt in einem Jahr, wie eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt – damit liegt Österreich auf dem sechsten Platz weltweit. Der weltweite Durchschnitt liegt laut Studie bei 5,5 Litern, der europäische (und höchste) bei 9,2 Litern.
Zur Veranschaulichung: 12 Liter reiner Alkohol sind umgerechnet 480 Flaschen Bier (0,5 Liter) pro Jahr, wobei das auf die Gesamtbevölkerung gerechnet wird. Rechnet man nur den Teil der Bevölkerung ein, der trinken darf – laut WHO rund 80 Prozent von neun Millionen Österreicher:innen, also 7,2 Millionen Menschen – kommt man auf knapp 600 Flaschen Bier, was 1,6 Flaschen Bier pro Person pro Tag entspricht. Auch wenn der Konsum weltweit etwas zurückgegangen ist, sind die Ergebnisse laut WHO dennoch alarmierend, denn weltweit sind jährlich rund 2,6 Millionen Todesfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Das entspricht 4,7 Prozent aller Todesfälle weltweit. Besonders hervorzuheben ist, dass 2 Millionen der alkoholbedingten Todesfälle auf Männer entfielen. Auch in Österreich konsumieren Männer mehr Alkohol als Frauen – mit 18,8 Litern beziehungsweise 5,5 Litern pro Kopf pro Jahr.
Die WHO warnt aufgrund der Studienergebnisse vor den Auswirkungen und fordert verstärkte nationale und internationale Maßnahmen. „Der Substanzkonsum schadet der individuellen Gesundheit, erhöht das Risiko chronischer Krankheiten und psychischer Störungen und führt tragischerweise jedes Jahr zu Millionen vermeidbarer Todesfälle. Er stellt eine schwere Belastung für Familien und Gemeinschaften dar und erhöht die Gefahr von Unfällen, Verletzungen und Gewalt“, betonte Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor. Von allen alkoholbedingten Todesfällen im Jahr 2019 waren schätzungsweise 1,6 Millionen Todesfälle auf nichtübertragbare Krankheiten zurückzuführen, darunter 474.000 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 401.000 durch Krebs. Etwa 724.000 Todesfälle waren auf Verletzungen zurückzuführen, weitere 284.000 Todesfälle waren auf übertragbare Krankheiten (zum Beispiel HIV und Tuberkulose) zurückzuführen. Die neuesten Daten der Statistik Austria zeigen, dass in Österreich im Jahr 2022 rund 3.400 Menschen alkoholbedingt verstorben sind, 2019 waren es rund 2.900 Verstorbene. Die auf Alkoholkonsum zurückzuführenden Todesraten pro konsumiertem Liter Alkohol sind in Ländern mit niedrigem Einkommen am höchsten und in Ländern mit hohem Einkommen am niedrigsten. Der höchste Anteil (13 Prozent) der alkoholbedingten Todesfälle im Jahr 2019 entfiel auf junge Menschen im Alter von 20 bis 39 Jahren.
Der Pro-Kopf-Konsum von Trinker:innen beträgt im Durchschnitt 27 Gramm reinen Alkohols pro Tag, was etwa zwei Gläsern Wein, zwei Flaschen Bier (33cl) oder zwei Portionen Spirituosen (4cl) entspricht. Diese Menge und Häufigkeit des Alkoholkonsums sind mit einem erhöhten Risiko zahlreicher Gesundheitsstörungen und damit verbundener Todesfälle und Behinderungen verbunden, wird in einer Aussendung der WHO gewarnt. Der Bericht zeigt auch, dass weltweit ungefähr 290 Millionen Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit leben. Um die Fortschritte bei der Erreichung des Unterziels 3.5 (Gesundheit und Wohlergehen) der Sustainable Development Goals (SDG) der WHO zu beschleunigen und die gesundheitliche und soziale Belastung durch den Substanzkonsum zu verringern, müssen Regierungen und Partner laut WHO ihre Maßnahmen in bestimmten strategischen Bereichen intensivieren, darunter Sensibilisierung, Ausbildung von Gesundheitsfachkräften, Umsetzung des Globalen Alkohol-Aktionsplan 2022-2030, Ressourcenmobilisierung und verbesserte Zusammenarbeit mit Organisationen, Verbänden und der Allgemeinbevölkerung. Die globale Erhebung der WHO zu den Fortschritten beim SDG-Ziel 3.5 wurde 2019-2020 durchgeführt. Von den 194 WHO-Mitgliedstaaten haben 154 (79,4 Prozent) auf die Umfrage geantwortet. (kagr)
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