Allgemeinmediziner sollen jetzt die Spitalskürzungen auffangen

Eigentlich sollen die neuen Primärversorgungseinheiten (PVE) neue Zusammenarbeitsformen für Allgemeinmediziner beiten und diese so entlasten. Doch die Bundesländer scheinen vor allem eines im Sinn zu haben: Teure Kapazitäten in Spitälern sollen abgebaut und in den niedergelassenen Bereich verlagert werden. Das zeigen neue Pläne in Tirol.

Im Zuge der Tiroler Spitalsreform, die bis 2025 umgesetzt werden soll, wird die Bettenanzahl im gesamten Bundesland um 220 reduziert. Stattdessen soll es verstärkt „neue Versorgungsformen, wie etwa tages- und wochenklinische Behandlungen sowie ambulante Erstversorgungszentren und Übergangspflegeeinrichtungen“ geben, sagte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) am Mittwoch zu Journalisten. Das nährt die Befürchtungen von Ärzten, dass sich durch Spitalsreformen der Druck auf den niedergelassenen Bereich weiter erhöhen könnte. Doch dort fehlen schon jetzt Allgemeinmediziner.

Auch die Steiermark will künftig bis zu 30 Primärversorgungseinheiten starten. Das ist deutlich mehr als bisher in den bundesweiten PVE-Plänen vorgesehen ist. In der Debatte über die Zusammenlegung der Spitäler von Bad Aussee, Rottenmann und Schladming in der Obersteiermark zu einem neuen Schwerpunktspital in Liezen, argumentierte das Land, dass man an den Standorten, die zugesperrt werden eben Primärversorgungszentren errichten werde.

In Tirol argumentierte Christian Wiedermann, medizinischer Geschäftsführer der landeseigenen Spitalsgesellschaft „tirol kliniken“, dass man sich das Ziel gesetzt habe, die Bettenauslastung von etwa 75 Prozent „auf in Zukunft 85 Prozent anzuheben“. Nach diesem Kriterium werde entschieden, wie viele Betten in welcher Abteilung abgebaut werden. Dagegen sollen im Bereich der Übergangs- und Schwerpunktpflege mehr Plätze geschaffen werden. Eine Absage und ein „klares Bekenntnis“ gab es bezüglich der Schließung von ganzen Krankenhäusern – zumindest bis 2025, wie Tilg sagte. Was in 20 Jahren sei, könne heute niemand sagen. Eine heftig diskutierte Maßnahme der Tiroler Spitalsreform sah zuletzt vor, dass die medizinischen Leistungen vom Krankenhaus Natters nach Innsbruck und Hall verlegt werden sollen. Tilg nahm nach Kritik das Vorhaben wieder zurück. In den kommenden Monaten werde ein neues Gesamtkonzept erarbeitet, sagte der Landesrat. Die Umsetzung des „Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025“ sei „politisch nicht so einfach“, meinte Tilg. Nicht nur tagesklinische und ambulante Betreuungsplätze sollen ausgebaut werden, darüber hinaus soll in jedem Standort eine ambulante Erstversorgungseinheit eingerichtet werden. Als „Prototyp“ gelte das Medizinzentrum Anichstraße (MZA) in Innsbruck. (APA/red)

Bild: tirol kliniken