Amalgam: Zahnärztekammer boykottiert Verhandlung 

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Auf eine Einigung über einen kassenfinanzierten Ersatz für Amalgam muss wohl noch weiter gewartet werden. Die Zahnärztekammer sagte die geplante Verhandlung kurzfristig ab, sagt die ÖGK.

Keiner Einigung aber dicke Luft: Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Zahnärztekammer (ÖZÄK) haben sich noch immer nicht auf einen kassenfinanzierten Ersatz für Amalgam als Zahnfüllungsmaterial geeinigt. Die Kammer hat am Donnerstag knapp vor Beginn von Gesprächen die Verhandlungsrunde überraschend abgesagt. Der Grund dafür: Von Seiten der ÖGK sei am Mittwochnachmittag, also ein Tag vor den geplanten Verhandlungen, „bereits negative Pressearbeit getätigt worden, welche die ÖZÄK erheblich daran zweifeln lässt, dass die ÖGK an einem konstruktiven Verhandlungsergebnis interessiert ist“, heißt es in einer Aussendung. „Vielmehr wirkt es so, als sollte prophylaktisch die Schuld für das Scheitern der Verhandlungen auf die ÖZÄK geschoben werden.“

Das Fass zum Überlaufen gebracht haben dürfte die Protestaktion einer Kampagnenorganisation, die vor Verhandlungsbeginn vor dem Kammergebäude stattgefunden hat und von der ÖZÄK der ÖGK zugerechnet wurde. Für heute seien die Verhandlungen damit abgesagt, hieß es gegenüber der APA. Das heiße aber nicht, dass man die Gespräche generell abbreche – „wir sind weiter an einem Abschluss interessiert.“ Auf der Fachebene gebe es einen guten Austausch und eine gute Basis. Bei der ÖGK zeigte man sich über „die kurzfristige Absage der Verhandlungen seitens der Zahnärztekammer äußerst verwundert“. Diese lasse „Zweifel aufkommen, ob sie überhaupt an einer Einigung interessiert ist“, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Für die ÖGK habe die zahnmedizinische Versorgung ihrer 7,6 Millionen Versicherten oberste Priorität. Auch sie zeigte sich aber weiter verhandlungsbereit. In den 61 ÖGK Zahngesundheitszentren würden auch weiter Zahnfüllungen auf Kassenkosten angeboten.

Das Verbot von Amalgam als Zahnfüllungsmaterial ist mit Jahresbeginn in Kraft getreten. ÖGK und Kammer versuchen bereits seit längerem, sich über ein kassenfinanziertes Ersatzmaterial für die Versicherten zu einigen. Die ÖGK forciert dabei das relativ neue, in Kassenambulatorien erprobte weiße Material Alkasit und wäre bereit gewesen, 20 Prozent mehr als bisher für amalgam- und damit quecksilberfreie Füllungen zu zahlen. Die Zahnärztekammer wollte allerdings nur den materialtechnisch unterlegenen Glasionomerzement beziehungsweise andere Zemente als für die Patient:innen gratis akzeptieren, alles andere wollten sich die Ärzt:innen privat bezahlen lassen. Zudem verlangte die ÖZÄK wesentliche Änderungen im Gesamtvertrag sowie der Honorarordnung. Die ÖGK warf den Ärzt:innen Verhandlungsverweigerung vor und bot Zahnärzt:innen – mit mäßigem Erfolg – an der Kammer vorbei Einzelverträge an.

Zuletzt näherte man sich aber zumindest rhetorisch an. So einigten sich Ende Dezember die ÖZÄK und die (kleinere) Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) – die Materialien Glasionomerzement und Alkasit wurden dort Kassenleistung. Die dort ausverhandelten rund 50 Prozent an Aufschlag nannte ÖGK-Obmann Andreas Huss zwar einen „sehr hohen Tarif“. Es werde aber wohl eine Lösung zwischen 20 und 50 Prozent geben. (red/APA)