Andreas Sönnichsen ist der neue Professor für Allgemeinmedizin und Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin am Zentrum für Public Health der Meduni Wien. Am Wochenende hielt er seine Antrittsvorlesung.
Die Allgemeinmedizin ist in der Krise. Die flächendeckende Versorgung durch Hausärzte kann nicht mehr lange aufrechterhalten werden, so die nüchterne Bilanz von Andreas Sönnichsen. Er setzt sich für eine „Allgemeinmedizin 4.0“ ein – eine empathisch-partizipative, evidenzbasierte, personalisierte und digitalisierte Allgemeinmedizin. Ein effizientes Gesundheitssystem brauche eine starke Allgemeinmedizin und ein kompetenter Hausarzt entlaste die Spitäler und Ambulanzen. Allgemeinmediziner müssen qualifiziert sein in der Diagnostik, bei der Arzt-Patienten-Kommunikation und in der evidenzbasierten Behandlung. Dazu will Sönnichsen an der MedUni Wien allgemeinmedizinische Inhalte im Rahmen des Curriculums ausbauen und weiterentwickeln und somit die Qualität weiter steigern und das Ansehen des Berufes des Allgemeinmediziners heben.
Sönnichsen hat vor einem Jahr die Professur für Allgemeinmedizin und die Leitung der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien übernommen. Seine Forschungsschwerpunkte sind insbesondere die evidenzbasierte Medizin sowie die medizinische Versorgungsqualität, dazu gehören auch die Patientensicherheit und die Polymedikation. Zuletzt leitete Sönnichsen in Witten/Herdecke das über fünf Jahre laufende EU-Projekt PRIMA-EDS, bei dem eine auf Algorithmen fußende, elektronische Entscheidungshilfe für Hausärzte bei Polypharmaziepatienten entwickelt und getestet wurde. „Unsere Studien zeigen, dass bei älteren Patienten mit Polymedikation 20 bis 30 Prozent der verschriebenen Medikamente nicht notwendig oder sogar schädlich sind – in Kombination mit den notwendigen Präparaten.“ (red/iba)