Laut der Vizepräsidentin der Wiener Ärztekammer Naghme Kamaleyan-Schmied birgt das geplante Apothekengesetz „gesundheitliche Risiken“.
Der von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bekannt gegebene Entwurf zur Reform des Apothekengesetzes stößt bei der Ärztekammer für Wien auf Kritik. Obwohl die Erweiterung der Kompetenzen der Apotheker:innen Spitäler und den niedergelassenen Bereich entlasten sollen, ortet die Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzt:innen Naghme Kamaleyan-Schmied in der Novelle „Mehrarbeit“ für Ärzt:innen.
Für sie stellt sich die Frage, was bei positiven Testergebnissen oder auffälligen Werten bei Gesundheitstests passieren soll: „Werden rezeptfreie Medikamente verschrieben oder müssen die Patient:innen dann schlimmstenfalls zeitverzögert und mit möglicherweise schlimmeren Symptomen erst recht wieder eine Ordination aufsuchen“, hinterfragt Kamaleyan-Schmied. Damit falle nur eine unnötige finanzielle Doppelbelastung für das Gesundheitssystem an. „Wo sind die Schnittstellen oder die Dokumentation? Wie können wir Ärzt:innen auf die Informationen zur Behandlung in den Apotheken zugreifen? Wer haftet bei den Apotheken-Diagnosen? Gibt es dann eine Verlaufsbehandlung in den Apotheken“, fragt die Vizepräsidentin weiter.
Für Kamaleyan-Schmied ist klar, dass Apotheken für die Arzneimittelversorgung wichtig, aber keine „Arztpraxis light“ sind. Sie hält es für sinnvoller, wenn umgekehrt die wichtigsten Medikamente „für mehr Effizienz“ qualitätsgesichert in den Ordinationen abgegeben werden dürfen. Nichts könne das Gespräch zwischen Ärzt:innen und Patient:innen ersetzen, das auch mit der „notwendigen Schulung“ seitens der Mediziner:innen und mit der „nötigen Privatsphäre“ geführt werde. Zur geplanten Gesetzesreform meint Kamaleyan-Schmied abschließend: „Diese Entwicklung birgt gesundheitliche Risiken – Verschleppung durch nicht zielgerichtete Behandlungen – und ziemlich sicher eine finanzielle Mehrbelastung für Patient:innen sowie dem Gesundheitssystem.“ (kagr)