Apothekerkammer-Präsidentin Mursch-Edlmayr setzt sich für eine Stärkung nicht-medizinischer Gesundheitsberufe ein. Die Ärztekammer würde das blockieren.
Eine Reform des Systems werde nur mit der Stärkung der nicht-medizinischen Gesundheitsberufe gelingen, ist Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, überzeugt. Das Problem sei, dass sich die Ärztekammer gegen genau solche Reformen stellen und diese blockieren würde. Anlass für die Wortmeldung von Mursch-Edlmayr war ein Urteil des Obersten Gerichtshofes, der einer wettbewerbsrechtliche Unterlassungsklage der Oberösterreichische Ärztekammer wegen zweier Spots der Apothekerkammer Recht gab. In den Werbespots wurde die Beratungsleistung der Apotheker:innen unterstrichen. „Wir nehmen das OGH-Urteil zur Kenntnis, warnen aber eindringlich davor, im Status quo zu verharren“, stellt Mursch-Edlmayr dazu nun fest.
Sie kritisiert das Vorgehen der Ärztekammer in diesem Zusammenhang: „Das Prinzip verklagen, verharren und verbarrikadieren, wie es die Ärztekammer leider praktiziert, verhindert jegliche dringend notwendige Reform des Gesundheitssystems und wird die Versorgung der Bevölkerung nicht sichern. Wir haben in Österreich im Bereich der Prävention, Früherkennung und Gesundheitskompetenz eklatante Defizite, die wir gemeinsam schnellstens ausgleichen müssen.“ Es brauche neue gesetzliche Grundlagen, gerade in einer Zeit, „in der Ärzt:innen unter Überlastung stöhnen und das Gesundheitssystem an seine Grenzen gerät“.
Zustimmung erhält Mursch-Edlmayr von ÖGK-Vizeobmann Andras Huss. Er sagte gegenüber der APA, dass man die Tätigkeit der Ärzt:innen auf die medizinisch notwendigen Dinge reduzieren und andere Dinge anderen Gesundheitsberufen überlassen könne – sie könnten das genauso gut. „Die Standesvertretung muss hier über ihren Schatten springen“, sagt Huss. Stellvertretend für die Ärztekammer nennt Michael Sacherer, steirischer Ärztekammerpräsidente, die Aussagen der Apothekerkammer-Präsidentin „substanzlose Angriffe“ und einen Versuch, „eigene wirtschaftliche Interessen gesundheitspolitisch zu tarnen“. Der Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer Dietmar Bayer sieht in den „Angriffen“ der Apothekerkammerpräsidentin „eine mutwillige Gefährdung der guten und patientenorientierten Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten sowie Apotheken“. (red/APA)