Alarmierende Ergebnisse bringt eine aktuelle Auswertung des Arbeitsklima-Index: Nicht einmal die Hälfte der Pflegekräfte möchte den Beruf bis zur Pension ausüben.
Eine aktuelle Sonderauswertung des Arbeitsklima-Index hat sich die Arbeitssituation von Pflegekräften genauer angeschaut – und bringt besorgniserregende Ergebnisse: Die Arbeitszufriedenheit ist unter Pflegekräften am niedrigsten, nicht einmal die Hälfte der aktuell Beschäftigten kann sich vorstellen, den Beruf bis zur Pension auszuüben. Nachdem die Arbeitszufriedenheit 2022 ihren Tiefpunkt erreichte, erholte sie sich zwar 2023 wieder – jedoch auf ein niedrigeres Niveau als vor der Pandemie und weniger als bei allen anderen Beschäftigten. Dies führt dazu, dass sich Pflegekräfte deutlich seltener vorstellen können, den Beruf bis zur Pension durchzuhalten, als andere Beschäftigte. Nur 38 Prozent der unter 40-Jährigen und 44 Prozent jener, die 40 oder älter sind, halten dies für wahrscheinlich. Unter allen anderen Beschäftigten sind es zwei Drittel. Knapp ein Fünftel der Pflegekräfte beabsichtigt, in näherer Zukunft den Arbeitgeber und/oder den Job zu wechseln. Bei den Jüngeren bis 35 sagen sogar 29 Prozent, dass sie nicht mehr länger in ihrem jetzigen Job arbeiten möchten. Eine fatale Situation, denn: Mehr als ein Fünftel der rund 173.000 Pflegebeschäftigten in Österreich ist bereits jetzt 55 Jahre oder älter und geht damit in den nächsten Jahren in Pension. Um die aktuelle Versorgungssituation aufrechtzuerhalten, bedarf es laut „Gesundheit Österreich“ bis zum Jahr 2050 rund 70.000 zusätzlicher Pflegepersonen.
„Oberstes Ziel muss es sein, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Nur so kann der Arbeitskräftebedarf langfristig gedeckt werden. Außerdem muss die Pflege endlich als Schwerarbeit anerkannt werden“, fordert nun der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich Andreas Stangl. 60 Prozent der Beschäftigten im Pflegebereich fühlen sich durch die psychisch herausfordernde Arbeit sehr oder ziemlich stark belastet. In allen anderen Branchen sind es im Schnitt 21 Prozent. Hinzu kommen Arbeitsdruck und Stress aufgrund von Personalmangel, Zeitdruck, Konflikte mit Patient:innen und Angehörigen sowie bürokratische Belastungen. Körperlich belastend sind das Heben schwerer Lasten sowie die Arbeit unter Zwangshaltung. Diese Belastungen erleben Pflegekräfte zusätzlich oft mehr als zehn Stunden am Tag: Mehr als 40 Prozent der Pflegebeschäftigten sagen, dass es mindestens ein oder zwei Mal pro Woche vorkommt, dass sie mehr als zehn Stunden am Stück arbeiten müssen. Fast ein Viertel kann zumindest gelegentlich die gesetzlich festgeschriebene Ruhezeit von elf Stunden nicht einhalten.
All das führt zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen: 56 Prozent klagen (sehr häufig) über Muskelverspannungen, 48 Prozent über Rückenprobleme. 30 Prozent leiden unter Schlafstörungen, 36 Prozent fühlen sich matt, erschöpft und ermüden schnell. Das sind jeweils deutlich mehr als in den übrigen Berufen. 65 Prozent der Pflegekräfte sagen, dass es im Unternehmen Burnout-Fälle gab oder gibt. In den anderen Berufen sind es 38 Prozent. Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert daher die Anerkennung von Pflege als Schwerarbeit sowie bessere Arbeitsbedingungen durch eine Anpassung des Mindestpflegepersonalschlüssels für Pflegeheime und Krankenhäuser, Unterstützung in hauswirtschaftlichen und administrativen Bereichen sowie eine „echte Ausbildungsoffensive“. (kagr/APA)