Am kommenden Montag ist der Welt-Multiple-Sklerose-Tag. Im Vorfeld berichtet die Österreichische Gesellschaft für Neurologie über neue Entwicklungen und bisherige Erfahrungen während der Pandemie.
In Österreich sind rund 12.500 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt. Weltweit gibt es in etwa 2,3 Millionen Betroffene. Gerade während der COVID-19-Pandemie gilt auch weiterhin die Früherkennung und die schnellstmögliche Behandlung als das oberste Prinzip. In der heutigen Zeit stehen den Patienten die besten therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung, um ein langes und vor allem beschwerdefreies Leben führen zu können, teilt die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) mit. Basis ist eine wirksame Behandlung in der ersten Phase der Erkrankung. Sie kann eine mögliche bleibende Behinderung verhindern und ist darüber hinaus gesundheits- und gesamtökonomisch sinnvoll, weil die Folgekosten der Krankheit vermieden oder verringert werden können.
„Das vergangene Jahr hat angesichts der COVID-19-Pandemie MS-Betroffene und betreuende Ärztinnen und Ärzten sowie Therapeutinnen und Therapeuten vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Anfangs herrschte noch große Unsicherheit, ob und inwieweit MS-Betroffene ein höheres Risiko eines schwerwiegenden Verlaufs der COVID-19 Erkrankung aufweisen und MS-verlaufsmodifizierende Therapien hier eine Rolle spielen. Auch war anfänglich der Zugang zu Kontrollvisiten und manchen Therapien erschwert“, berichtet ÖGN-Präsident Thomas Berger. Mittlerweile kann aus den weltweiten Register-Studien und auch aus österreichweiten Analysen von COVID-19 erkrankten MS-Betroffenen festgestellt werden, dass die MS, abgesehen von Personen mit schwerwiegender körperlicher Behinderung, glücklicherweise kein erhöhtes Risiko für eine Infektion darstellt. Unter anderem können die allgemein bekannten Risikofaktoren wie Alter, Bluthochdruck, erhöhtes Körpergewicht, Lungen- und Herzerkrankungen eine Rolle spielen. Deshalb empfiehlt die ÖGN im Einklang mit internationalen Gesellschaften eine SARS-CoV-2 Impfung bei allen MS-Betroffenen, ohne Bevorzugung bestimmter zugelassener Impfstoffe.
Um einen Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen ist es wichtig, die medikamentösen Therapien weiterzuführen oder im Falle einer unzureichenden Wirkung diese zu wechseln. Dies muss unter der Einhaltung der allgemein geltenden Prinzipien und den üblichen Sicherheitsmaßnahmen geschehen. „Gerade in diesem Zusammenhang hat sich in diesem Jahr mit der europaweiten Zulassung neuer hochwirksamer Multipler Sklerose Medikamente das Behandlungsspektrum erheblich erweitert, sodass nun alle Verlaufsformen der MS grundlegend medikamentös behandelbar sind. Die Möglichkeiten haben sich insbesondere bei aktiven Verläufen erheblich verbessert, mit neuen Darreichungsformen zum Beispiel in Tablettenform oder von subkutanen Spritzen. Dabei darf allerdings nicht darauf vergessen werden, dass die holistische Behandlung der MS ein Team aus Spezialisten benötigt, das verschiedene Berufsgruppen einbezieht und vor allem auch gut informierte Betroffene selbst integriert, mit denen partizipativ Entscheidungen getroffenen werden“, betont Christian Enzinger, Leiter der MS-Ambulanz und erster Stellvertretender Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie in Graz. (red)