Eine herkömmliche Impfung gegen ein bekanntes Virus könnte helfen, Demenz vorzubeugen, wie eine aktuelle Studie aus den USA zeigt.
Ein internationales Forschungsteam mit Wiener Beteiligung fand einen Zusammenhang zwischen der Impfung gegen das Herpes-Zoster-Virus und dem Risiko an Demenz zu erkranken. Dazu verglichen die Wissenschafter:innen Daten aus einem Impfprogramm aus Wales aus dem Jahr 2013. Sie wollten wissen, ob es sieben Jahre später einen Unterschied bei Demenzdiagnosen zwischen geimpften und nicht geimpften Studienteilnehmer:innen gab. Die Studie zeigte, dass Geimpfte rund 20 Prozent weniger Demenzdiagnosen hatten als ihre ungeimpften Altersgenossen, was von den Forscher:innen als ein „starkes Signal für eine schützende Wirkung“ gewertet wurde. Das Team stützte sich auf Daten von etwa 280.000 Menschen im Alter von 71 bis 88 Jahren, die zu Beginn des Impfprogramms keine Demenz hatten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Impfung einen positiven Effekt auf das Demenzrisiko hatte, wobei besonders Frauen von der Impfung profitierten. Pascal Geldsetzer von der Stanford University erklärte, dass sich die geimpfte und die ungeimpfte Gruppe in Bezug auf ihre gesundheitliche Vorgeschichte oder ihr Bildungsniveau nicht signifikant unterschieden, was die Ergebnisse besonders bemerkenswert machte.
Ob die Impfung den Beginn der Demenz tatsächlich verzögern oder verhindern kann, bleibt jedoch unklar. Es gibt noch keine endgültigen Antworten, ob die beobachteten Effekte auf die Anregung des Immunsystems oder auf das Unterdrücken der Virusaktivität zurückzuführen sind. Weitere Untersuchungen sind notwendig, insbesondere mit einem aktuellen Impfstoff, um festzustellen, ob dieser ähnliche Auswirkungen auf das Demenzrisiko hat wie der zuvor verwendete Impfstoff. Mit der neuen Publikation werde „erstmals direkt Evidenz geschaffen“, dass eine Impfung gegen eine Viruserkrankung auch gegen „neurodegenerative Erkrankungen oder Demenz helfen könnte, was ein absolut neuer Prophylaxe-Ansatz wäre“, wird Konstantin Sparrer vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen in Ulm vom deutschen Science Media Center (SMC) in einer Aussendung zitiert. (red/APA)
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