Long Covid fordert nahezu alle sozialen Sicherungssysteme und deren Zusammenarbeit, betont ÖGK-Arbeitnehmer-Obmann Andreas Huss. Seine Forderung: Patienten mit gesicherten Behandlungspfaden versorgen und existenziell absichern.
Die medizinischen und sozialen Langzeitfolgen einer Long-Covid-Erkrankung sind derzeit noch gar nicht wirklich abschätzbar. Bisher gibt es bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) aber rund 15.000 dokumentierte Krankenstände aufgrund von Long Covid. Da fehlen aber noch betroffene Pensionisten und Kinder sowie Jugendliche, sagt ÖGK-Arbeitnehmer-Obmann Andreas Huss. Die lückenlose Datenerfassung sei derzeit noch eine große Baustelle, weil wohl noch nicht alle Long-Covid-Erkrankten als solche erfasst werden. „Das liegt vor allem daran, dass wir immer noch keine verpflichtende und standardisierte Diagnosecodierung (ICD-10 oder ICPC-2) für den niedergelassenen Bereich haben. Die durchschnittliche Dauer der Long-Covid-Krankenstände beträgt etwa 13 Tage, 80 Erkrankte sind bereits über 6 Monate im Krankenstand, die längsten Krankenstände dauern bereits über ein Jahr. Darüber hinaus waren bereits rund 3.000 Erkrankte in Rehabilitation und leiden teilweise noch immer an den Folgen der Erkrankung.“
In der Versorgung müsse diesem Umstand Rechnung getragen werden, indem integrierte Versorgungsmodelle mit multiprofessionellen Teams eingerichtet werden, an die Hausärzte und Kassenfachärzte verweisen können. Neben Folgeerkrankungen der Lunge, Schmerzen, kognitiven Einschränkungen, aber auch dem Fatigue-Syndrom gibt es bei Long Covid verschiedenste Symptome. Gerade letzteres könne ohne richtige und rechtzeitige Behandlung chronifizieren und zum schon lange (aber zu wenig) bekannten chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) führen, das Menschen für sehr lange Zeit oder auf Dauer aus dem Arbeitsleben werfen kann. „Aber auch psychische Belastungen, die durch Long Covid auftreten, können zu psychischen Erkrankungen führen.“
Auch die weitere Sensibilisierung und Fortbildung in der Ärzteschaft müsse vorangetrieben werden. Huss: „Auf Basis der ÖGAM-Leitlinie und des aktuellen Wissensstandes hat die ÖGK ein eLearning-Tool entwickelt, das demnächst über die Akademie der Ärztekammer mit Fortbildungspunkten angeboten werden soll. Damit können sich alle Ärzte auf den aktuellen Stand bringen.“ In einem Long-Covid-Register sollten alle Long-Covid-Patienten erfasst werden, der Therapieverlauf überprüft und die Daten der Forschung zur Verfügung gestellt werden. (rüm)