Der Zugang zur Behandlung psychischer Erkrankungen soll niederschwellig, qualitätsvoll und für alle Menschen ermöglicht werden. Auf dieses Ziel haben sich am Dienstag Politiker, Gesundheitskasse und Stakeholder geeinigt.
„Wir brauchen Gleichbehandlung – der Zugang zur psychischen Versorgung ist genauso wichtig wie jener bei körperlichen Erkrankungen“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschuber (Grüne). „Vor allem was den niederschwelligen Zugang und die finanziellen Hürden betrifft, haben wir nach wie vor Aufholbedarf in der Behandlung von psychischen Erkrankungen in Österreich. Die aktuelle Corona-Krise wird diese Situation noch weiter verschärfen und stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor neue Herausforderungen.“ Der Minister hatte am Dienstag Politiker, Vertreter der Betroffenen sowie relevanter Berufsgruppen – Psychotherapeuten, Psychologen, Angehörigenvertreter, Psychiater und andere Ärzte – sowie Proponenten der Sozialversicherung zu einem virtuellen Runden Tisch geladen.
Die Reaktionen waren im Anschluss durchaus positiv. Der Runde Tisch habe „deutlich gezeigt, dass wir nur alle gemeinsam im Sinne der Patienten Lösungen finden können“, sagte Gaby Schwarz, Gesundheitssprecherin der ÖVP. ÖGK-Obmann Andreas Huss betonte: „Gerade in Corona-Zeiten, wenn die psychischen Belastungen besonders hoch sind, wollen wir für unsere Versicherten da sein und im Falle psychischer Krankheiten die beste Versorgung zur Verfügung stellen.“ Damit die Vermittlung von Psychotherapie gut funktioniert, werden von der ÖGK in ganz Österreich Clearingstellen für Versicherte eingerichtet. Dort soll ausgebildetes Personal auf das Krankheitsbild spezialisierte Therapeutinnen und Therapeuten vermitteln. Neben Psychotherapie wurden beim Runden Tisch auch der notwendige Ausbau der Versorgung durch Kinder- und Jugendpsychiater sowie die Möglichkeit einer besseren Einbindung von Psychologen diskutiert. Außerdem sollen in psychosozialen Versorgungs- und Beratungszentren für Kinder und Jugendliche verstärkt multiprofessionelle Teams eingesetzt werden. Huss: „Eine Investition in eine bessere Versorgung rechnet sich. Das hat auch der Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2019 bestätigt: Mehr psychosoziale Versorgung auf Kassenkosten bedeutet weniger Invaliditätspensionisten aufgrund psychischer Probleme.“
Der Runde Tisch, war „hervorragend vorbereitet und geprägt von konstruktivem Klima und einem guten Dialog unter den wesentlichen Stakeholdern“, fasste Peter Stippl, Präsident des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP) den Termin zusammen. Bis 2024 soll eine flächendeckende psychotherapeutische Versorgung sichergestellt sein, erklärte der Gesundheitssprecher der Grünen, Ralph Schallmeiner. „Gerade bei finanziell schlechter gestellten Menschen gibt es einen hohen Bedarf für psychotherapeutische Leistungen auf Krankenschein, gegebenenfalls auch gebührenbefreit.“ Aktuell müssten Patienten oftmals die Therapiekosten vorstrecken, dazu kommen noch verschiedene Herangehensweisen in den Bundesländern. „Allesamt unnötige Hürden, die wir beseitigen werden“, erklärte Schallmeiner. (red)