Wird der Spardruck im Gesundheitswesen steigen?
Das vorgelegte Bundesbudget für 2023 sorgt für Kritik: Der Sparkurs der Bundesregierung an Universitäten wird den Fachkräftemangel beschleunigen, warnt die Ärztekammer.
Nicht nur am gekürzten Gesundheitsbudget, das aufgrund geringerer Corona-Maßnahmen sinkt – sondern auch am Wissenschaftsbudget gibt es Kritik. Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, warnt eindringlich davor, am Bildungsstandort Österreich und insbesondere an einem der größten medizinischen Wissenschaftsstandorte Europas, der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien), einen Sparkurs in puncto Personal zu fahren: „Wir werden auf diese Art die besten Köpfe im Land verlieren.“
Die aktuelle bundespolitische Finanzplanung ist für die Ärztekammer „nicht nachvollziehbar“. Laut dieser sollen die österreichischen Universitäten – und damit auch die MedUni Wien mit dem verbundenen AKH – weniger als die Hälfte der dringend benötigten Zusatzfinanzierung von ungefähr 1,2 Milliarden Euro für die aktuelle Leistungsvereinbarungsperiode von 2022 bis 2024 vom Finanzministerium erhalten. „Die verbliebenen 500 Millionen Euro für die Jahre 2023 und 2024 für alle 22 Universitäten werden sich niemals ausgehen“, ergänzt Johannes Kastner, Vorsitzender des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal der Medizinischen Universität Wien. „Allein die auf Grund der derzeitigen Teuerung dringend notwendige Inflationsabgeltung benötigt auf Grund von steigenden Personalkosten einen höheren Betrag, wie dies auch die Universitätenkonferenz bereits dargelegt hat. Die Frage bleibt, wie andere dringende Investitionen wie beispielsweise die Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandorts dann noch finanziert werden sollen.“
Ferenci befürchtet deswegen auch massive Auswirkungen auf das aktuelle Niveau und Leistungsangebot der MedUni Wien. „Unsere Ärztinnen und Ärzte werden abwandern. Der internationale Konkurrenzkampf um die besten Köpfe ist gnadenlos und niemand wird in einem Land bleiben, wo entweder an seinem Gehalt oder an den Arbeitsbedingungen gespart wird – vor allem nicht in einem hochwissenschaftlichen Bereich, wie es die Medizin ist.“ In dieselbe Kerbe schlägt auch der MedUni Wien-Arzt und Betriebsrat Stefan Konrad: „In der Wiener Universitätsmedizin arbeiten auch viele nicht-österreichische Ärztinnen und Ärzte, da das damit verbundene AKH Wien als eines der besten Spitäler der Welt bis dato ein guter Ort war, Spitzenmedizin zu betreiben. Auch für mich als deutscher Staatsbürger ist dies ein Grund, hier zu arbeiten. Dies wird nun, rein auf Basis der finanziellen Ausstattung, in Frage gestellt. Die Wissenschaft muss weiterhin gefördert werden, denn ohne Forschung gibt es keinerlei medizinische Weiterentwicklung.“ (rüm)