Die Aufregung über komplementäre Angebote in der Apotheke von Apothekerkammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayer geht weiter. Die Impfreferenten der Ärztekammern haben nun sogar eine Resolution veröffentlicht.
Komplementäre Angebote in der Apotheke von Apothekerkammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayer sind wie berichtet ins Visier von Esoterik-Jägern geraten. In einem im „Standard“ veröffentlichten Blog-Beitrag wurden in der Apotheke zufolge Salzlösungen zur Begleitung der Corona-Impfung empfohlen, die unter anderem zur „Ausleitung von Impfbegleitstoffen“ dienen sollen. Die Apothekerkammer-Präsidentin hat im RELATUS-Gespräch das Angebot verteidigt, aber auch betont, dass „komplementärmedizinische Produkte unter keinen Umständen als Ersatz oder Alternative zu Arzneimitteln mit wissenschaftlich belegter Wirksamkeit empfohlen werden, sondern jegliche Therapie nur ergänzen.“
Dem Impfreferat der Österreichischen Ärztekammer und den Impfreferaten der Landesärztekammern reicht das nicht. Sie orten einen „Skandal“ und haben eine Resolution beschlossen. „Dass das Thema COVID-Impfungen sogar in der Apotheke der höchsten Apothekerkammer-Repräsentantin für unwissenschaftliche Geschäftemacherei genutzt wird, lässt für den Umgang von Apothekerinnen und Apothekern mit Impfungen das Schlimmste befürchten“, sagt Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer, auch stellvertretend für alle Impfreferentinnen und Impfreferenten der Landesärztekammern. Die Ärzte fordern den Gesundheitsminister auf, das Thema Impfen in Apotheken im Sinne der Patientensicherheit endgültig ad acta zu legen.
Dass Salzlösungen zur „Ausleitung von Impfbegleitstoffen“ angeboten und empfohlen werden, entbehre jeglichen wissenschaftlichen Hintergrundes und ist „als pure Geschäftemacherei mit verunsicherten Klienten strikt abzulehnen“, heißt es in der Resolution. „Anstatt unsere Patientinnen und Patienten mit wissenschaftlich fundierten Fakten bezüglich Impfungen aufzuklären, sorgt eine solche Vorgangsweise nur für noch mehr Verunsicherung.“ Auch die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde lehnt in einer Stellungnahme ihres Impfreferates das sogenannte „Ausleiten von Impfnebenwirkungen“ ab und stellt fest, dass dadurch lediglich die Impfskepsis verstärkt werde.
Die Apothekerkammer will hingegen das Thema in Apotheken weiterhin forcieren. „Unser Angebot, Impfungen in Apotheken von speziell fortgebildeten Apothekerinnen und Apotheken durchzuführen, besteht natürlich nach wie vor. Unser Fokus liegt dabei primär auf der Schaffung eines zusätzlichen niederschwelligen Angebots bei den Auffrischungsimpfungen wie Influenza und FSME. Wenn seitens der Politik der Wunsch geäußert wird, dass die Apotheken auch im Rahmen der COVID-Schutzimpfung stärker eingebunden werden sollten, stehen wir selbstverständlich bereit, um zu helfen. Am Wochenende wird der 1000. Apotheker unsere Impf-Fortbildung erfolgreich absolviert haben“, teilte ein Sprecher der Apothekerkammer gegenüber RELATUS mit. (red)