Laut Fachleuten könnten mehr als 8 % aller Todesfälle in Österreich sowie eine Milliarde Euro an volkswirtschaftlichen Kosten durch erfolgreiches Cholesterin-Management vermieden werden.
Mehr als ein Viertel der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht auf erhöhtes Cholesterin zurück. Führende Expert:innen sind sich daher einig: Erhöhte Cholesterinwerte sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Genauer gesagt könnten 8,2 % aller Todesfälle in Österreich durch ein erfolgreiches Cholesterin-Management – also die Erreichung der LDL-Cholesterin-Zielwerte – vermieden werden. „Hätten alle Personen der Risikogruppe im Jahr 2019 ihren LDL-Cholesterin-Zielwert erreicht, so wären damit 6.800 Todesfälle verhindert worden“, erklärt Martin Clodi, Vor- stand der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz und Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG). Sein Kollege Peter Siostrzonek, Past-Präsident und Pressereferent der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), warnt in diesem Zusammenhang vor einem weitverbreiteten Irrglauben: „Nur fünf bis zehn Prozent des Cholesterins kommt aus der Nahrung. Eine Lebensstilveränderung allein reicht also nicht aus.“ Deshalb sei eine medikamentöse Behandlung umso wichtiger. Hauptpfeiler in der Therapie wären die weit gebräuchlichen Statine. Weiters gäbe es Resorptionshemmer, die die Aufnahme des Cholesterins in den Kreislauf reduzieren, Statin-ähnliche Cholesterinsynthese-Hemmer und PCSK9-Inhibitoren als neue Behandlungsformen. „Jeder Patient und jede Patientin hätte also die Chance, in den Zielbereich gebracht zu werden“, meint Siostrzonek.
Gemeinsam mit Helmut Schulter, Bundesgeschäftsführer des Österreichischen Herzverbandes, fordern die Expert:innen mehr Aufklärungsarbeit und Schulungen im niedergelassenen Bereich, und setzen sich für eine Zusammenführung von bereits vorhanden Daten ein. Tools wie ELGA könnten genutzt werden, um frühzeitig Risikoparameter von Patient:innen zu erheben. „Am Besten sollte man schon im mittleren Schulalter erstmals den Cholesterinstatus erheben, und auch in Gesundenuntersuchungen sollte dies fix beinhaltet sein“, sagt Siostrzonek. Laut Clodi hätten diese Maßnahmen auch wirtschaftliche Vorteile: „Der Aufwand für solche Maßnahmen käme uns wesentlich günstiger als die volkswirtschaftlichen Kosten.“ Insgesamt könnten durch solche Maßnahmen eine Milliarde Euro an volkswirtschaftlichen Kosten eingespart werden. (kagr/APA)