Der von der Regierung angekündigte Corona-Bonus von durchschnittlich 500 Euro reicht der Ärztekammer nicht aus. Die Plattform „Offensive Gesundheit“ fordert zudem, dass Angehörige aller Gesundheitsberufe die Prämie erhalten sollen.
Die Kurie der angestellten Ärzte in der Wiener Standesvertretung hat am Wochenende in einer Resolution zwar begrüßt, dass es eine Prämie für das Gesundheitspersonal geben soll. Gleichzeitig wird aber auch festgestellt, dass die Verhältnismäßigkeit dieser Ausgaben im Vergleich zu anderen Staatsausgaben „absolut nicht gegeben“ sei. „Wieviel Euro pro Tag sind wir Ärztinnen und Ärzte der Bundesregierung wert“, fragt Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, der auch klarstellt, dass das Gesundheitspersonal stattdessen auch „mehr als berechtigte und ausstehende Gehaltserhöhungen“ einfordern könne. „Was wir aber tatsächlich fordern, ist eine den fast unmenschlichen Leistungen entsprechende spürbare Anerkennung für jene Menschen, die unter dauernder Infektionsgefahr und ohne die Möglichkeit des Home-Office im Gesundheitswesen arbeiten“, sagte Szekeres in einer Aussendung.
Die Regierung hatte wie berichtet angekündigt, dass die rund 189.000 Bediensteten in Krankenhäusern, stationären Einrichtungen sowie mobilen Pflegediensten im Durchschnitt rund 500 Euro bekommen sollen. Zuständig für die Auszahlungen werden die Länder und Einrichtungen sein. Sie können nach Belastung differenzieren und etwa für den Einsatz auf Covid- oder Intensivstationen mehr geben. In Summe stellt die Regierung dafür 95 Millionen Euro bereit. „Wenn staatliche Stellen und staatsnahe Betriebe 2020 in etwa 223 Millionen Euro für Werbung ausgegeben haben, ist es für mich völlig unbegreiflich, warum man lediglich 95 Millionen Euro in echte Menschen investieren will – Menschen, die alles für andere Menschen in dieser Pandemie gegeben haben“, sagt Gerald Gingold, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien. Aus diesem Grund fordere man von Bundesregierung und der Wiener Stadtregierung eine „substanzielle und steuerfreie Prämie für alle Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich“. Diese solle die Spitalsärztinnen und -ärzte, Sanitäterinnen und Sanitäter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Teststraßen bis hin zur 24-Stunden-Pflege, also alle Menschen, die im Gesundheits- und Sozialbereich arbeiten, umfassen. Vertreter der Plattform „Offensive Gesundheit“ äußerten sich ähnlich. Die „Offensive Gesundheit“ ist eine gemeinsame Initiative der Arbeiterkammer Wien, der Ärztekammer für Wien, der ÖGB/ARGE Gesundheits- und Sozialberufe sowie der Gewerkschaften GÖD-Gesundheitsgewerkschaft, Gewerkschaft GPA, Gewerkschaft vida und younion. Der derzeitige Beschluss der Regierung sorge für Ungleichheit unter den Gesundheitsberufen und sei gleichzeitig der Versuch, von nachhaltigen Problemen im Gesundheitswesen abzulenken, indem man die Gesundheitsberufe gegeneinander „ausspielen“ wolle. „Alle, die an der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich aktiv mitgewirkt haben, verdienen die gleiche Belohnung“, forderte die „Offensive Gesundheit“ in einer Aussendung. (red)