Die Weltorganisation für Schlaganfälle (WSO) hat die Auswirkungen der Pandemie weltweit überwacht und einen ersten deutlichen Rückgang der Schlaganfallbehandlungen festgestellt. In einigen Ländern wurden Rückgänge um bis zu 80 % verzeichnet.
Eine WSO-Umfrage zeigte, dass es in mehreren Ländern, darunter Chile, Kolumbien, Iran, Griechenland, Großbritannien, Belgien und Italien, eine starke Verringerung der Anzahl akuter Schlaganfallaufnahmen gibt. Einige Länder verzeichnen einen Rückgang um bis zu 50 %, manche sogar um 80 %. Dies kann mehrere Gründe haben. Zum einen haben viele Patienten Angst sich mit COVID-19 anzustecken, zum anderen gibt es Bedenken, dass es nicht genügend Ärzte gibt, welche die Patienten behandeln können. Dies geht aus einer Veröffentlichung zweier Publikationen im International Journal of Stroke (IJS) und der Stroke and Vaskular Neurologie, unter Ko-Autorenschaft von Michael Brainin, WSO-Präsident und Leiter des Departments für klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin an der Donau-Universität Krems hervor.
Zudem gelang es nur wenigen Ländern, ein umfassendes Angebot an Akut-Schlaganfall-Diensten aufrechtzuerhalten, die meisten haben hingegen eine bedeutende Umstrukturierung der Dienste erlebt. Die Neurologie- und Schlaganfallbetten einschließlich Intensivstationen werden an COVID-19-Patienten vergeben und die Schlaganfallstationen werden verlegt. Dies führt auch zu Therapieverzögerungen und im schlimmsten Fall verpassen Schlaganfallpatienten das Therapiefenster.
Ob das Virus SARS-CoV-2 das Schlaganfallrisiko erhöht, konnte noch nicht festgestellt werden. Umgekehrt könnte es auch Faktoren geben, die möglicherweise die Schlaganfallhäufigkeit verringern, wie der Rückgang der Umweltverschmutzungen. Während der COVID-19-Ausgangsbeschränkungen nutzen Ärzte und Gesundheitsberufe vermehrt Telemedizin. „Die Telemedizin eignet sich nicht nur für die Abklärung von akuten Schlaganfällen, sondern auch für die ambulante Schlaganfall-Nachsorge“, hieß es. Diese Lösung vermeidet die Verwendung der erforderlichen Schutzausrüstung, ermöglicht eine angemessene Schlaganfallbewertung, vermeidet unnötige Transfers zwischen Einrichtungen und verringert das Expositionsrisiko für das Schlaganfallteam. (APA/red)