Die Bundesregierung will für den kommenden, dritten Pandemie-Herbst besser gerüstet sein. Jetzt wurde dafür ein erster Plan vorgelegt.
Am Freitag präsentierte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) mit Fachleuten einen sogenannten Variantenmanagementplan (VMP). In die Erarbeitung wurden 80 Expertinnen und Experten eingebunden. Der Plan enthält vier mögliche Szenarien für die weiteren Entwicklung des Corona-Virus. Der finale VMP soll Anfang Juni vorliegen, kündigte Rauch an. „Wir wissen schlicht nicht, mit welcher Variante wir es im Herbst zu tun haben werden“, betonte der zuständige Minister. Mit an Bord ist auch der Virologe Andreas Bergthaler von der Medizinischen Universität Wien und dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Ihm erscheint es „relativ sinnvoll, dass wir nach drei Jahren vom Prinzip Hoffnung auf vorausschauendes Agieren umschwenken“, konstatierte der Experte.
Im Variantenmanagementplan sind vier Szenarien enthalten – sie reichen vom „Idealfall“ ohne erforderliche Einschränkungen über den „günstigen Fall“ mit neuen Varianten mit Auswirkungen ähnlich der Omikron- und Delta-Mutationen mit partiellen Einschränkungen bis hin zu den weniger günstigen Szenarien 3 und 4. Der „ungünstige Fall“ sieht häufiges Auftreten und unvorhersehbare Ausbrüche neuer Varianten vor, die zu einer weitreichenden Störung des gesellschaftlichen und sozialen Lebens führen. Szenario 4 umfasst den „sehr ungünstigen Fall“, den „Worst Case“. Darin kommt es zu „erneuten Wellen, die sehr hohe Zahlen an Infektionen und Hospitalisierungen verursachen“, steht im Variantenmanagementplan. In dieser Phase kommt es zu starken Einschränkungen im gesellschaftlichen und sozialen Leben, es wird weiterhin eine Übersterblichkeit und eine Abnahme der durchschnittlichen Lebenserwartung verzeichnet.
Ob es eine Impfpflicht geben wird, beantwortete Rauch nicht, er verwies auf die Impfpflicht-Kommission, die Ende Mai wieder einen Bericht vorlegen wird, das nächste Mal dann erst Ende August. Unabhängig von einer möglichen Impfpflicht sei es „unsere Aufgabe, die Menschen zur Impfung zu bringen“, sagte der Gesundheitsminister. „Spots und Inserate reichen nicht aus, das wird passieren von unten“, kündigte er an. Auf Vertrauensbasis müsse mit den Menschen gesprochen und Überzeugungsarbeit geleistet werden, in Arztpraxen, Vereinen, Apotheken. In der Impfpflicht selbst sieht er „ein Notinstrument“. Ziel sei, „möglichst viele Menschen Ende August, Anfang September zur Impfung zu bringen”“ sagte Rauch. Denn die Auffrischungsimpfung müsse „möglichst nahe an einer nächsten Welle“ erfolgen. Rauch versprach prinzipiell in der Kommunikation „mehr Klarheit, mehr Durchgängigkeit und mehr Einheitlichkeit“. (red/APA)